Mittwoch 08.09. - Hiroshima Teil 2 und ... Ich wünsche mir den Weltfrieden!
Mein Morgen war gut, sehr gut sogar. Habe gut geschlafen im Mixed-Zimmer und die Insektenstiche sind auch nicht mehr so schlimm, wie vor Tagen noch. Also raus aus den Federn, Hiroshima will entdeckt werden. Zuerst steht das wichtigste an: Der Peace Memorial Parc inkl. des Atom Bomb Dome. Der Atom Bomb Dome ist nur knapp 160m vom Hypocenter des Bombeneinschlags von 1945 entfernt. Es wurde genauso erhalten, wie es nach dem Abwurf der Bombe aussah. Sogar im Inneren liegen noch Schutt und Asche herum.
Danach legte ich einen kurzen Stop in einem Restaurant ein um kurz Nahrung zu mir zu nehmen. Da es aktuell noch nicht regnet, entschied ich mich Richtung Miyajima aufzumachen, denn das Friedensmuseum kann ich mir immer noch anschauen, wenn es nachher regnen sollte. Mit Hilfe von Tram und Fähre gelange ich auf die Insel vor Hiroshima. Weltbekannt und seit 1996 auch Weltkulturerbe ist diese Insel durch den Itsukushima Schrein. Dieses ist auch einer der 3 schönsten Sehenswürdigkeiten Japans - verrät mir der Reiseführer. Also auf der Insel angekommen besichtigte ich zuerst das Schreingebäude, von dem man einen schönen Blick "auf den aus dem Wasser emporsteigenden, zinnoberroten torii Torbogen hat". ( (c) by MarcoPolo Reiseführer )
Als ich mit der Betrachtung fertig war, bin ich nochmal rund um die Insel gegangen (zumindest größtenteils), denn auch hier gibt es schöne Wege, viel zu sehen und vor allem wieder ... Rehe und Hirsche. Genau wie in Nara, sind die hier und können gestreichelt und gefüttert werden und sind absolut zahm. Manche stehen sogar in Läden und warten bis die Futter bekommen - natürlich wie es sich für Japaner verhählt, in einer Reihe hintereinander. ;-)
Zum Glück hält sich das Wetter. Es ziehen zwar dunkle Wolken auf, aber es regnet nicht. Trotzdem ist es heiß und schwül. Hier gibt es auch eine Seilbahn, die ein auf den höchsten Punkt der Insel bringt, aber aufgrund von leichter Höhenangst, oder besser gesagt Panik vor freischwebenden Gondeln, entscheide ich mich gegen diese Fahrt und nehme stattdessen die Fähre zurück aufs Festland. Die anschließende Zugfahrt nach Hiroshima Station verbringe ich mit Musik hören. Als nächstes möchte ich nochmal zurück in den Peace Memorial Parc inkl Museum, denn der kam heute morgen etwas zu kurz. Also wandere ich durch die Millionen-Stadt Hiroshima, vorbei an Einkaufszentren - die irgendwie nur Frauen-Klammoten führen!? - vorbei am Hiroshima Castle - dass in den 1950ern wieder komplett neu aufgebaut wurde - bis hin zum A-Bomb Dome. Von dort geht es weiter zum Hypocenter, zu verschiedenen Memorials, zur Peace-Bell, zum Peace Clock-Tower bis hin zur ewigen Flamme, die erst erlischen soll, wenn die letzte Atombombe zerstört wurde. Was, wenn es nach den Bürgermeistern von Hiroshima und Nagasaki geht, im Jahre 2020 ist. Dann komme ich zu dem wirklich bewegensten Teil meiner ganzen Reise - Zum Memorial Monument for Hiroshima. Unter dem Steinbogen, ist ein Steinsarkophag, in dem alle Namen der Opfer verzeichnet sind.
Jedes Jahr am 06.08. wird dieser geöffnet und der Bürgermeister legt eine weitere Schriftrolle mit Namen dazu, die an den Spätfolgen innerhalb des letzten Jahres starben. Hier dürften weit mehr als 150.000 Namen verzeichnet sein... Mit diesen Eindrücken geht es weiter ins Museum, wo der Abwurf der Bombe hautnah dargestellt wird. Wie es dazu kam, was sie versucht hat, wie die Folgen waren und noch sind sowie eine Info wie solche Waffen funktionieren und sogar einige Stücke aus der Zeit von 1945 sind dort ausgestellt. Diese gehörten Menschen, die entweder sofort starben, oder erst an den Spätfolgen. Dies ist mal eine ganz andere Sicht des Krieges und es ist echt bewegend. Es ist jetzt inzwischen 17:00 Uhr und ich bin immernoch voller Gedanken, dass ich an dem Ort des ersten Atombombenabwurfs bin. Irgendwie ein komisches Gefühl, wenn man genau am Hypocenter steht, wo die Bombe in 500m Höhe explodierte. Zurück im Hostel wird erstmal geduscht und ein kleiner Happen gegessen. Heute Abend steht entweder eine Party im Hostel an, oder ich geh Okonomiyaki Essen - das ist hier DAS Gericht. Das ist eine Mischung aus Pfannkuchen und Pizza, die auf einer heißen Platte gebraten wird. Zusätzlich kommen dann noch Fleisch, Gemüse oder Fisch darauf. Wollten das gestern schon machen, aber da hatte der Laden zu. Mal schauen. Zudem müssen noch die nächsten 2 Tage verplant werden, denn mein "offizielles-Japan-Programm" ist jetzt eigentlich durch. Mal sehen, wo es mich hinverschlägt, Nagasaki, Fukuoka oder doch nochmal zurück nach Nagano?
Dienstag, 07.09. Hiroshima Teil 1 oder: Gibt es noch ein Fährticket?
8:00 Uhr aufstehen. Heute fällt es mir besonders schwer. Habe echt schlecht geschlafen in einem 10 Mann Zimmer, dass auch voll belegt war und die Größe von dem 6 Mann Zimmer in Tokio hatte. Bis ca. 2 Uhr nachts war noch Licht an, so dass ich ständig wieder wach wurde. Zudem war das Bett irgendwie etwas klein, so dass ich versucht habe quer zu liegen, was nicht immer optimal geklappt hat. Werde dann im Shinkansen nachher etwas Schlaf nachholen. Nach 2x Umsteigen erreiche ich Shin-Osaka, dort geht es in den Shinkansen HIKARI Super Express. Fahrtzeit, ca. 2:15 Stunden, denn bevor ich nach Hiroshima reise, muss ich noch nach Shinmonoseki um meine Fähre zu reservieren. Habe gestern durch Zufall noch einen Englisch-Lehrer aus Busan getroffen, der eigentlich an dem Tag noch die Fähre von Osaka nach Busan nehmen wollte. Aber aufgrund von Taifun-Warnungen wurde diese abgesagt, so dass er erst in 1-2 Tagen fahren kann. Schnell im Internet nachgeschaut und dort stand, dass meine nächste freie Fähre die am 11.09 ist, genau die wollte ich auch nehmen. Also muss ich diese schnell reservieren und online ist das leider nicht möglich. Also gehts zuerst nach Shimonoseki (was ca. 40 Minuten entfernt von Hiroshima ist) und dann zurück. Wäre sowieso viel zu früh in Hiroshima um im Hostel einzuchecken. Die Fahrt mit fast 300 km/h verläuft ruhig und schnell, wie ich es bisher gewohnt bin. Die Strecke geht nur geradeaus - wenn ein Berg im Weg ist, wurde ein Tunnel gebaut, kam ein Tal wurde eine Brücke drüber gebaut. Teilweise fahren wir auch relativ nah an Wohnhäusern vorbei, aber eigentlich immer nur über Felder und das dann ein paar Meter über der Erde. Aber nur so können die auch die Geschwindigkeiten halten - der NOZOMI Superexpress ist noch schneller und die arbeiten zurzeit an einem der dann 350 km/h schaffen soll. Also iPod an und mit Hilfe von TKKG schaffe ich es fast bis Shimonoseki die Augen geschlossen zu halten. Die Fahrt geht Richtung Süden, und das Wetter wird immer schlechter. Erst nur bewölkt und dann hinter Hiroshima Richtung Küste ... Regen! In der Hafenstadt angekommen wird der nächste Verkaufsschalter für Fährtickets gesucht und ich hab Glück, Samstag ist noch ein Plätzchen in der 2ten Klasse für meinen Rucksack und mich Richtung Busan frei. Die Office-Angestellte war nach Abschluss der Transaktion genauso erleichtert wie ich, denn sie sagte mir das ihr Englisch echt schlecht wäre. Als ich hier sagte, das mein Japanisch noch schlechter ist, musste sie schon etwas lachen. Mit dem Fährticket in der Hand geht es jetzt zurück nach Hiroshima. Uhrzeit: 15:00 Uhr, und da ich noch Zeit habe bis mein ZUg kommt wird eine Nudelsuppe gegessen. Diese war echt lecker und kochend heiß, aber dies ist das einzig warme, was man hier am Bahnhof auf die schnelle bekommt. Inzwischen weiß ich ja wqie man Suppe mit Stäbchen isst - erst die Nudeln auf die Stäbchen und reinschlürfen und dann den Rest der Suppe direkt aus der Schale trinken. Im Endeffekt so wie ich es aus dem Harz gewohnt bin, also müsste sich mein Vater nicht einmal umstellen. ;-)
Danach wieder rein in den Shinkansen und 1 Std später erreicht dieser mit dem Fährticket-Besitzer Oli das Ziel. Was mir immer wieder in den Zügen aufgefallen ist, dass die Schaffner und die, nennen wir sie mal Bord-Verpflegungs-Frauen, sich immer verbeugen, bevor sie einen Wagen betreten und dann wieder wenn sie den Wagen verlassen. Selbst wenn der Schaffner etwas in Eile ist, er hat immer genug Zeit sich nochmal umzudrehen und sich zu verbeugen. Das nenn ich höflich und vor allem diszipliniert. In Hiroshima angekommen schaue ich ersteinmal wo ich hinmuss. Das Wetter hier ist ... so ein Mist, jetzt regnet es hier auch! Das kann ich ja jetzt garnicht gebrauchen ;-)
Scheinbar kommt ein Taifun, der wohl auch morgen noch Regen bringt. Dann muss ich wohl noch einen Tag länger bleiben, denn ich will auf jeden Fall noch raus auf die Insel und das wenn möglich bei Sonnenschein. Aber erstmal ankommen, also rein in die Tram (eine U-Bahn gibt es scheinbar nicht) und ab zum Hostel. Da es die ganze Zeit weiter regnet, entschied ich mich im Hostel zu bleiben und erstmal wieder Wäsche zu machen, denn durch die ganzen heißen Tage ist wieder fast alles "dreckig" geworden. Und da der Tag eh schon im Eimer ist, kann ich auch dafür nutzen. Diesmal habe ich ein Zimmer erwischt, wo auch mal Frauen drin sind. Immerhin, dass hatte ich bisher auch noch nicht. Und die beiden deutschen Mädels sind echt nett, leider reisen die aber morgen schon wieder ab. (Was aber nicht an mir liegt). Hier treffe ich auch den Michael aus Kyoto wieder, mit dem ich mich dann auf die Suche nach was zu essen mache. Heute gibt es Schweinefleisch Süß/Sauer mit Reis. Portion war klein aber lecker. Zurück im Hostel wird noch mit den Mädels gesprochen, was die so machen, wo es weiter hingeht und wo man so her kommt. Jetzt noch schnell die Info an euch raus und dann hoffe ich dass das Wetter vielleicht doch morgen schon Wettertechnisch besser wird. Ist irgendwie ein komisches Gefühl in der Stadt zu sein, die als erstes das schwere Schicksal eines Atombombenabwurfs ereilt hat. Irgendwie ist das ständig präsent, und wenn nicht, wird man durch Tafeln oder Wegweisern zum Atom-Dome "Denkmal" daran errinnert. So, heute werde ich definitiv besser schlafen, denn schlechter ist auch nicht möglich ;-) Da heute nicht viel passiert ist (nur 18 Fotos gemacht), fällt es heute mal kürzer aus. Also, euch allen in Deutschland einen schönen Nachmittag und Abend noch, ich geh gleich ins Bett.
Montag, 06.09 - Raus aus Kyoto und rein nach Osaka
Aufstehen und auschecken. Schnell noch Hostel buchen und dann auf nach Osaka. Die Stadt, von der alle gesagt haben, es lohnt sich nicht. Mal sehen ob ich die Stadt weiterempfehlen kann nach dem Tag. Die Regio-Bahn braucht nur 30 Minuten, also werde ich sehr früh da sein - zu früh, einchecken ist erst um 15:00 Uhr. Angekommen an Osaka Station noch in die U-Bahn. Ankunft im Hostel um 11:00 Uhr - also viiiiiel zu früh. Einchecken kann ich trotzdem, nur noch nicht das Zimmer beziehen, was eigentlich egal ist, denn ich kann meinen großen Rucksack hier lassen. Also kanns losgehen. Nach einer kalten Nudelsuppe wird ersteinmal wieder ein Touri-Office angesteuert um eine vernünftige Karte von Osaka zu holen. Gesagt, gefunden und getan. Mit der Karte in der Hand, setze ich mich ersteinmal hin und plane meinen Tag... hmmm... wo will ich überall hin? Osaka Castle, Innenstadt, das America Mura Viertel wurde mir empfohlen und oh... es gibt ja hier Universal Studios. Also ist die Tour geplant. ZUerst geht es in den Park, wo das Osaka Castle steht, Der Park ist wieder sehr groß und vor allem sehr ruhig, man hört nichts von den ca. 2,6 Mio Einwohnern. Zur Burg selbst muss man einige Höhenmeter bezwingen - und das bei erneuten 36°. So blöd es auch klingen mag, hätte mal nichts gegen einen kurzen abkühlrenden Regenschauer, aber Petrus möchte wohl im Moment nicht. Oben angekommen, stehe ich vor dem Main Tower, der echt beeindruckend ist.
Alledings ist dieser auch nicht mehr Original, sondern wurde nach Original Bauplänen nachgebaut, da das Original mal bei einer kriegerischen Auseinandersetzung dem Erdboden gleich gemacht wurde. Von hier aus hat man auch einen schönen Blick auf Osaka. Der Weg wieder bis zur Bahn runter geht etwas besser. Unterwegs noch ein Eis geschlabbert und schon sitze ich in der Bahn zu Ziel Nr. 2 - Osaka Hafen und Universal Studios. Zuerst schau ich mir ein wenig den Hafen an und es wird niemanden wundern, dass auch hier wieder ein Riesenrad steht. Das mögen die Japaner wohl sehr - in so gut wie jedem Hafen wo ich bisher war, steht so ein Ding. Da ich aber immer noch kein Fan von den Dingern bin, gehts weiter zu den Universal Studios Japan. Das Original ist in L.A., aber von den Figuren und Themen her, scheint es ziemlich gleich zu sein - Charlie Brown, Superman, Zurück in die Zukunft etc. Da der Eintritt allerdings 6.100 Yen kostet (dürften so ca. 55,00 Euro sein) und es schon nach 15:00 Uhr ist, gehe ich nicht rein. Dies würde sich nicht mehr lohnen. Um den Themenpark herum gibt es den "Universal City Walk" mit Geschäften, Fan-Shops und Restaurants, also genug zu sehen. 3. Ziel am heutigen Tag ist die Innenstadt, dort gibt es in der Shin-Umeda City das "The Floating Garden Observatory" und dort will ich hin bzw rauf. Also wieder in die Bahn, U-Bahn, Fussweg und schon ist man da. Im gleichen Gebäude ist auch eine Michael Jackson Ausstellung und das Deutsche Konsulat. Könnte ja mal kurz dem deutschen Konsul "Hallo" sagen gehen?! Das Observatory liegt in der 35 Etage des Gebäudes in 173m Höhe. Der "Aufstieg" ist für einen Höhenangst geplagten Mitbürger nicht einfach, denn in ca. 160m Höhe führt eine frei hängende Rolltreppe zum Ziel.
Das kostet überwindung... Von oben ist der Blick echt fantastisch. Um genau 18:19, so sagt mir die Anzeigetafel, gibt es einen Sonnenuntergang. Obwohl dies noch eine halbe Stunde hin ist, bleibe ich solange da. Zum Glück gibt es hier eine Bar, die frisches Bier hat und außerdem kann ich so mal meine Füße und Beine schonen, die vom ewigen gelaufe und vor allem von Insektenstichen (ca. 20 Stück pro Bein - vielen Dank Kyoto) genug beansprucht sind fürs erste. Dieser Aussichtspunkt ist echt etwas anderes, als die die ich bisher gesehen habe: Hier gibt es Partnersessel vor den Fenstern, eine Liebesecke auf dem Dach unter freiem Himmel, eine 360° Dachterasse, so das man in alle Richungen schauen kann, sogar heiraten kann man hier - vorausgesetzt man möchte heiraten. 18:19 Uhr - jetzt muss es soweit sein und ... naja, man sieht was, aber leider ist genau jetzt der Himmel voll mit Wolken, aber für einen kleinen romantischen Moment reicht es trotzdem. ;-) Da ich wieder HUnger bekomme und noch das America Mura-Viertel sehen will, mache ich mich wieder auf den Weg. In dem Viertel gibt es einen Rapper-Laden neben dem nächsten, sehr amerikanisch hier. Auf den Parkplätzen stehen auch nur Dicke Ami-Schlitten - als wenn man durch die Bronx geht. Also treibt mein Hunger mich in einen MOS-Burger Laden, wo ich ein Original MOS-Burger Menu esse.
Also ehrlich gesagt, ist mir da doch McDonalds oder Burger King lieber. Die Portion war klein, immerhin wurde sie dafür aber in einem Körbchen gereicht (keinen Kommentar Rudi!) ;-))) Zurück zum Hostel gehe ich am Dotoborigawa River entlang, bei dem das meiste Stück der Promenade mit Holz gepflastert ist. Ein lauer Wind weht, überall schöne Musik, nette Beleuchtung und schon habe ich den 2ten romantischen Moment des Tages. Eigentlich wäre dies ein super romantischer Tag gewesen, wenn ich nicht allein gewesen wäre... So blieb mir nichts anderes übrig als mir noch 2 Single-Dosen Asahi Bier und ein bisschen Single-Supermarkt Sushi, was echt geil schmeckt, mit ins Hostel zu nehmen, wo ich erstmal ausgiebig duschen werde, bevor ich langsam ins Bett hüpfe... Fazit Osaka: Habe wenig erwartet und habe dafür umsomehr bekommen. Mir gefällt die Stadt. Morgen gehts allerdings zur 2ten Stadt nach Tokio, die ich am meisten interessiert - Hiroshima.
Sonntag, 05.09. - Kyoto
Schlecht geschlafen habe ich nicht. Aber gut auch schon länger nicht mehr. Diese Hostelbetten und vor allem die 5-7 Personen in meinem Schlafraum machen mir das schlafen doch nicht immer leicht. Entgegen meiner Ankündigung heute nach Osaka zu fahren, blieb ich in Kyoto und schaute mir die Stadt an. Zuerst habe ich mich aber morgens mit den anderen an Tisch gesetzt und allen noch eine gute Reise gewünscht, denn bis auf die 4 Briten und den anderen komischen Mann in meinem Raum, sind alle mit denen ich hier Kontakt hatte heute abgereist - Richtung Berge, Richtung Nikko oder Richtung Tokio. Da es in Kyoto soviel zu sehen gibt, dass es locker für 3 Tage reichen würde, musste ich mich auf die wichtigsten konzentrieren. Die erste Wahl fiel auf den Tofukuji Tempel. Also rein in die U-Bahn und 3 Stationen später hab ich es fast geschafft, jetzt noch den Berg hoch und dann bin ich da. Dieser ist einer 5 großen Zen-Tempel aus dem 13 Jh. Naja, das wird jetzt keinem viel sagen (mir auch nicht) aber so steht es nunmal im Reiseführer. Einmal rumgehen, Fotos machen und dann gehts schon weiter, denn in ca. 10 Minuten Fussmarsch Entfernung liegt bereits mein nächstes Ziel. Heute habe ich das Gefühl das es noch heißer ist als sowieso schon, die Anzeige zeigt hier 39° an. Das ist der absolute Horror für einen Mitteleuropäer, der das nicht gewöhnt ist. Weiter also nach Fushimi Inari Taisha, während mich die 12 Uhr Mittagssonne einmal schön knusprig brät. Auf diesen Punkt meiner Reise habe ich mich besonders gefreut, denn hier bilden ca. 10.000 rote Torii Tore einen ca. 4 km langen Tunnel bis zum Hauptschrein.
Da diese Tore aber irgendwann etwas niedriger werden und ich leicht gebückt gehen müsste (dieser Weg ist wohl nicht für Leute über 1,90 gedacht), werde ich wohl nicht die ganzen 4km gehen. So begnüge ich mich mit einem Teil der Strecke und während ich in der Nähe kurze Rast mache, plane ich schon mein nächstes Ziel - Nijojo Castle mitten in Kyoto. Also wieder ab in die Bahn und Nijo Station aussteigen. Von hier aus sind es knapp 1,5 km bis zur Burg, die ich natürlich wieder zu Fuß zurücklegen muss. Die Burg ist echt imposant, allerdings kein Vergleich mit Burgen bei uns. Die Innenbesichtung ist ehrlich gesagt etwas langweilig, denn hier gibt es nur leere Räume, die mit Tatami-Matten ausgelegt sind. Die Wandmalereien sind ganz nett, aber die sehen alle gleich aus - immer sind Bäume verewigt. Kein Bett, kein Stuhl, kein Garnichts. Ab und zu sitzt eine Shogun-Puppe mit seinen Anhängern in einem Raum - immerhin etwas um sich einen Eindruck von damals zu machen. Der Hofgarten ist aber sehr schön und so schlendere ich verschwitzt durch den Garten und versuche jeden schattigen Platz für einen kurze Pause zu nutzen. Da ich mich jetzt schon fühle, als wenn ich mich mit Klamotten in einer Dampfsauna befinde, entscheide ich mich zuerst zurück ins Hostel zu gehen um mich nocheinmal frisch zu machen und eine kurze Pause einzulegen. Duschen, umziehen, eine Folge lang mit Tim, Karl, Klösschen und Gabi auf Verbrecherjagt gehen und dann geht es auch weiter. Als nächstes steht der Kyoto Imperial Palace auf dem Plan. Dies war der Hauptsitz des Kaisers, als Kyoto noch die Hauptstadt von Japan war. Leider muss man für eine Besichtigung sich vorher die Erlaubnis und Einladung des Kaiserlichen Haushaltsbüro einholen. Da dies kurzfristig nicht möglich, verzichte ich darauf. Inzwischen ist es ca. 15:00 Uhr, als ich wieder losgehe. Mit der U-Bahn in die Nähe des Parks und den Rest zu Fuß. Jetzt sind die Temperaturen zwar immer noch sehr hoch, aber es haben sich ein paar Wolken vor die Sonne geschoben, so dass diese nicht wie gewohnt den Boden und vor allem mich erhitzen kann. Der Emperial Park ist sehr weitläufig, riesige Straßen aus Kies liegen zwischen schön angelegten Grünflächen, die die Kyotoer Bevölkerung für Sport, Spiel oder nur zum ausruhen nutzt. Vom Palace kann ich leider nur wenig sehen, die Mauern sind zu hoch, also muss ein Blick auf genau diese ausreichen.
Wo ich schon einmal auf dem Weg bin und da es aktuell recht angenehm ist zu gehen, entschied ich mich noch zum Kinkakuji Tempel zu gehen. Entfernung: ca. 3km, grob geschätzt, vielleicht auch etwas mehr. Aber da dort sowieso keine Bahnstation in der Nähe ist, und ich ansonsten ein riesigen Umweg mit der Bahn nehmen müsste um dann anschließend trotzdem noch 1 km zu laufen, gehe ich den ganzen Weg quer durch Kyoto. Ich komme in Viertel, in denen die Menschen nicht zwingend mit Touris rechnen, und so werde ich als 1,93m weißer Europäer doch von dem ein oder anderen Einheimischen fragend angschaut. So lerne ich auch mal die Wohnviertel kennen. Da ich meine Uhr wohl im Duschraum vergessen habe, bin ich aktuell etwas zeitlos unterwegs, da es aber noch hell ist, kann es nicht so spät sein. Am Kinkakuji Tempel angekommen stehe ich vor verschlossenen Toren. Ok, es ist Sonntag, aber hier hat doch alles auf: Supermärkte, Handy-Läden, Frisöre, Fressbuden, Casinos - enfach alles! Aber vielleicht bin ich heute schon zu spät. Was ich verpasst habe ist ein goldener Tempel, der in den 1950er Jahren komplett abgebrannt und wieder aufgebaut und vergoldet wurde. Schade, den hätte ich gerne gesehen. Frustriert, zeitlos und hungrig fällt mein Blick auf einen Automaten der "Cup Noodle" verkauft. Also rein mit dem Geld und raus mit den Instant Curry Nudeln. Diese wurden dann genüsslich vor den verschlossenen Toren ganz klassisch mit Stäbchen gegessen und die Soße anschließend getrunken (natürlich nicht ohne mich zu bekleckern). Da es langsam dämmert gehe ich zurück. 1 km zu Fuß bis zur JR-Station, 2 Station weiter Wechsel auf die städtische U-Bahn bis zur Sanjo-Keihan Station. Diese liegt am Ufer des Kamo-Gawa-Rivers, der Kyoto in Ost und West teilt. Das Ufer ist ein beliebter Platz um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen. Mit einem schönen eiskalten Bier aus dem nächsten Supermarkt setze ich mich ans Ufer und höre das Rauschen des leicht ausgetrockneten Flusses und anschließend schaue ich einem japanischen "Künstler" zu wie er zu Techno-Musik ein Bild malt.
Danach geht es über eine Haupteinkaufsstraße, wo abends auch viele Geishas rumlaufen sollen. Die Uhr an einem hohen Gebäude verrät mir, dass wir inzwischen halb 9 haben. Also gehe ich langsam über diese Strasse zurück, allerdings ohne eine Geisha zu sehen. Noch ein kurzer Stop in meinen 7Eleven um Salat und Supermarkt-Sushi (frisches vom morgen) zu kaufen, denn viel Hunger habe ich nicht mehr. Jetzt muss nur noch überlegt werden, was ich morgen mache, oder besser gesagt wo ich morgen übernachte. Für morgen habe ich mal wieder kein Hostel gebucht, also heißt es wieder Tipps holen oder einfach drauf los - notfalls versuche ich eine weiter Nacht hier zu bleiben. Dies entscheidet sich aber noch...
Samstag 04.09 - Nara und Kobe
In Kyoto aufgewacht und ersteinmal nach Nara gefahren, dass eigentlich anfangs garnicht auf meinem Plan stand und wozu ich mich spontan entschied. Von Kyoto hab ich noch nicht viel gesehen - aber das kommt ja noch. In Nara angekommen wird gefrühstückmittagt und dann geht es frisch gestärkt mit allerlei japanischem Gebäck Richtung Nara Park. Im Park von Nara sind viele Weltkulturerbe-Tempel, Schreine, Museen und vor allem ... Rehe und Hirsche. Ca. 1.200 leben hier auf 5,3 km² - und alle sind zutraulich. So was habe ich ehrlich gesagt noch nie erlebt, die laufen alle komplett frei rum zwischen den Tempeln, Strassen, Häusern und Geschäften. Man kann die hier ohne Probleme streicheln und füttern, dies habe ich natürlich auch sofort getan ;-) Dann aber mein Hauptgrund um nach Nara zu kommen: Die größte Buddha-Statue der Welt. 16m hoch aus Bronze und irre schwer. Er selbst ist in einem großen Holzgebäude untergebracht und allein seine Hand ist so groß, dass ich mich dort ohne Probleme hätte hinlegen können.
Ich vor der besagten Halle
Natürlich beten viele Japaner vor dieser Statue und zünden Räucherkerzen an, daher riecht es hier auch dementsprechend. Wieder raus aus dem Gebäude wirt ersteinmal gerastet, und da allein rasten langweilig ist, setzte ich mich direkt neben ein Reh, das dort gemütlich im Schatten verweilt. Ein gemeinsames Foto von meinem neuen Freund und mir und mehrere Streicheleinheiten später mache ich mich wieder auf den Weg, den ich hab noch viel vor.
Die ganze Zeit der Anblick der Rehe und die fortgeschrittene Uhrzeit machen mich langsam wieder hunrig - also auf nach Kobe. Von Nara mit JR nach Osaka und dort umsteigen Richtung Kobe - insgesamt normalerweise knapp 1 1/2 Stunden. Da ich inzwischen schon mehrfach Bahn gefahren bin habe ich folgendes festgestellt: Junge Japaner zücken entweder sofort ihr Handy, ihre PSP, hören Musik oder schlafen im Zug. Alte Japaner zücken entweder sofort ihr Handy, lesen ein Buch, hören Musik oder schlafen im Zug. Und da ich mich nach fast 1 Woche Japan schon sehr japanisch fühle, habe ich mir überlegt in der Bahn Richtung Osaka eine Runde zu schlafen. iPod an und Augen zu - und bin natürlich erst an der Endtstation wach geworden. Wäre kein Problem, wenn Osaka die Endstation gewesen wäre, war sie aber nicht. Also ersteinmal aussteigen und schauen wo ich bin. Dann eine Bahn wieder in die andere Richtung nach Osaka nehmen und diesmal versuchen nicht direkt wieder einzuschlafen. Geschafft, Osaka Station aussteigen und den Zug mit 30-minütiger Verspätung nach Kobe nehmen. Dort angekommen wird erstmal eine Strassenkarte im Touri-Office besorgt. Diese führt mich dann zu dem berühmten Hafen-District, der inzwischen aus einer Flaniermeile, mehreren Restaurants und Geschäften sowie einem Vergnügungspark mit Riesenrad und Wilder Maus besteht. Hier steuerte ich ersteinmal den Kobe Habour Tower an, um mir die Stadt aus der Höhe anzuschauen. Ganz oben gibt es hier eine Skybar, die sich ähnlich wie der Berliner Fernsehturm um sich selbst dreht und dies in ca. 25 Minuten. Also bestellte ich mit ein 500 Yen Bier und genoß den 360° Blick über Kobe. Durch diese langsame Geschwindigkeit nimmt man sogar Sachen wahr, die man vielleicht sonst nicht gesehen hätte. Der Hit war eine Art Kirche, oder besser gesagt "Wedding-Chapel" auf dem Dach eines Hochhauses.
Wieder auf dem Boden angekommen wird ein Restaurant gesucht, dass ein Original Kobe-Steak serviert. Dies soll ja angeblich das beste Fleisch der Welt sein. Der Preis mit Beilage (ca. 3 kleine Kartoffeln) ist umgerechnet ca. 40-50 Euro (für 100g!). Daher entscheid ich mich für ein anderes Essen, denn so ein großer Steak-Esser bin ich jetzt auch nicht. Also gab es gebratene Nudeln mit viiiiel Gemüse und wenig Shrimps. Aber geschmeckt hat es trotzdem. Anschließend ging es wieder mit der Regio Super Express Bahn zurück nach Kyoto. Nach 20min Fussmasch stand ein Halt bei meinem neuen Lieblings-7Eleven an um mir dort für 900 Yen 2 Bier, 1 Yoghurt, 1 Wasser und 1 Brötchen für den Abend zu holen. Als ich kurz vor dem Hostel war, fand ich den Laden schlechthin: den 100 Yen Laden! Enttäuscht von dem Laden, indem es nur den gleichen Mist wie bei unsen 1 Euro-Läden gibt in Deutschland, ging ich zurück um zu duschen und mich umzuziehen. Da heute noch 4 Engländer in meinem Raum schlafen ist der Aufenthaltsraum in der 1 Etage entsprechend gut gefüllt. Dort traf ich auch erneut auf 2 Deutsche, mit denen ich mich dann bis jetzt ausgetauscht habe über Japan, das Leben hier und die Eigenrarten. Jetzt noch einen kleinen Happen essen und dann steht morgen Osaka auf dem Plan. Bis dahin muss ich aber ersteinmal mit 4 Engländern und 1 anderen in einem Raum schlafen... Hoffe das ich auch nur 1 Auge zumache...
Freitag 03.09. - mitten in Nikko & Ankunft in Kyoto
Entspannt und fast ausgeschlafen, so fühle ich mich aktuell. Das einzige was heute schmerzt ist der Stich von einem Rieseninsekt, dass sich leider vorher nicht vorgestellt als es mich gestern abend noch mitten auf den Fuss gestochen hat. Egal, neuer Tag, neue Wehwehchen. 08:00 - 08:30 Aufstehprozedur, fertig machen, Frühstück bestellen. Pancakes, Frühstücks-Burger, Yoghurt und Obst, dazu Tee und Apfelsaft. Das erste normale Frühstück in Japan wird mir von einem Amerikaner gereicht - und es schmeckt fantastisch :-) Abfahrt zum World Heritage Gelände. Vorher aber erstmal den großen Rucksack für 410 Yen beim netten Bahnangestellten an Nikko Station wegsperren und ohne fast 17 kg Marschgepäck geht es den Berg hoch zu den Tempeln und Schreinen. Das ganze Areal ist riesengroß, es gibt 2 Wanderrouten a 5 km. Ich entschied mich, aufgrund Zeitmangels (in 2 Std. geht mein Zug nach Kyoto) keinen dieser Wege zu nehmen und stattdessen direkt den Toshogu Shrine anzusteuern. Auch wenn der Name niemanden etwas sagt, wird doch jeder die 3 Monkeys kennen - See no evil, Say no evil, Hear no evil. Die sind nämlich von hier, habe ich mir sagen lassen - also schön Foto machen und allen davon erzählen. :-)
Nach Tempel rauf und runter, 2x Schuhe aus und wieder an, Wasser rein und an anderer Stelle wieder raus, stand ich unter der Sleeping Cat, die mich vor dem Bösen bewahren soll. Noch schnell Ieyasus Grab gesehen und dann musste ich mich auch schon auf den Weg Richtung Nikko Station zu meinem Rucksack machen. Vom Wetter her mal wieder top, hier sind es "nur" 27°, während ich mich über die Main Street Richtung Station quäle. Rucksack holen, JR Nikko-Line (diesmal ohne Franzosen) zum Shinkansen Richtung Tokio nehmen und in Tokio dann 5 Minuten zum Zugwechsel. Wo bitte ist Gleis 17? Da ich auf Gleis 21 ankomme, kann dies nicht so schwer sein, nur das man dafür durch eine extra Kontrolle muss, die nicht zwingend neben Gleis 17 liegt, hab ich etwas Stress. Und da heißt es hier immer "For your safety, don´t rush your train" - aber bei nur 5 Minuten Wechselzeit muss ich "rushen"!. Genau 5 Minuten später sitze ich auf Platz 5E im Wagen 14 des Hikari 517 Shinkansen und fahre abgehetzt und doch erleichtert Richtung Kyoto. Unterwegs vorbei am Fuji und vielen, vielen anderen Bergen. Leider quittiert meine Kamera, wie auch schon mein Nokia-Handy vorher, den Dienst und arbeitet erst weiter, wenn ich den Akku wieder lade. Dies wird das erste sein, was ich in Kyoto machen werde. 17:15 Ortszeit - Ankunft in der ehemaligen Hauptstadt des Kaiserreichs. Nach 3 Std schön gekühlter Luft im Shinkansen kam es mir beim aussteigen so vor, als wenn ich gegen eine warme Mauer rennen würde. Die Hitze hatte mich sofort wieder eingeholt... Da der Hauptbahnhof sehr unübersichtlich ist, und meine Karte von Kyoto mal wieder nicht die dollste ist, entschied ich mich meinem männlichen Orientierungssinn zu folgen und ging einfach mal in eine Richtung los. Nach dem Weg fragen kann ja jeder... ;-) Dieser männliche Orientierunssinn brachte mich nicht nur in die richtige Richtung, sondern verschaffte mir als "Weghappen" noch 2 McDonalds-Cheeseburger, denn ich hatte seit dem Frühstück nichts gegessen. Auf der richtigen Hauptstraße angekommen, musste ich nur noch die Querstraße finden. Dies entpuppte sich allerdings als unmöglich, da ich mir zwar den Namen der Strasse notiert hatte, aber die Straßennamen natürlich auf japanisch (wenn überhaupt) an den kleinen Strassen hängen. Nach kurzer Überlegungsphase kam schon ein 90-jähriger Japaner auf mich zu, der mehr Lücken als Zähne hatte, aber mir trotzdem den richtigen Weg zeigte. Und das ohne viele Worte, denn verstanden hätte ich ihn eh nicht. Im Hostel angekommen, war erstmal duschen, umziehen, Akkus laden und vor allem waschen angesagt. Dies hatte ich bisher nämlich immer schön nach hinten verschoben. Also bis auf 2x Unterwäsche und 2 lange Hosen, die ich bisher noch garnicht anhatte (warum hab die überhaupt mitgenommen?) musste restlos alles gewaschen werden. Also rein in die Trommel und waschen. Bedienung wird ja wie in Deutschland sein... ;-)
Anschließend noch Sachen aufhängen und mit Kyotoer Abendluft trocknen lassen. Dann gab es mal wieder ein Bargeld-Problem, da ich das letzte Hostel und dieses im voraus bar bezahlen musste. Diesmal war ich aber clever genug im Hostel nach dem nächsten 7Eleven mit International ATM zu fragen, anstatt sinn- und planlos durchs Viertel zu laufen. Gefragt, gefunden, jetzt noch PIN und 10.000 drücken und mit bester Jackpot-Musik kam mir ein 10.000 Yen Schein entgegen. Das hat schon was, innerhalb von 3 Tagen einfach so 30.000 vom Konto abzuheben und immer noch genug drauf zu haben ;-) Jetzt ist es Ortszeit 23:00 und ich bin wieder zeimlich müde nach meinem 2 Asahi Super Dry Bier. Ich glaube die Hitze macht mich echt fertig. Da ich eh nichts mehr anzuziehen habe, werde ich jetzt noch ein wenig mit den netten Leuten in der Küche quatschen (habe soeben 2 Deutsche aus Bonn getroffen und 1 Spanierin) und mir Tipps für Kyoto holen und dann wird es auch nicht mehr lange dauern bis ich mir ne Mütze voll Schlaf gönne. Damit ihr mich auch nicht alle so doll vermisst :-) gibt es hier noch ein aktuelles Foto von mir, wo ich euch gerade schreibe. Toll, nicht?!
Donnerstag 02.09. - Nikko, mehr davor und weniger mittendrin
Da ich bis 23:00 Uhr immer noch nicht wusste wo es hingeht, gab mir ein Zimmerkollege den Tipp nach Nikko zu fahren. Nikko ist bekannt für seine Tempel und liegt nördlich von Tokio, also in entgegengesetzer Richtung zu meinem eigentlichen Reiseziel. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn mit dem Shinkansen und JR-Zügen kann man innerhalb kürzester Zeit jeden Ort Japans erreichen. Somit buchte ich um ca. 1 Uhr nachts noch schnell online ein Hostel für den nächten Tag. Dieses liegt fern ab von allem und dort soll man gut entspannen können - und das wollte ich ja, entspannen. Der Zug geht um 12:20 ab Tokio, so dass ich mir morgens noch Zeit lassen konnte und ersteinmal gemütlich frühstücken wollte. Leider sind die Japaner was Frühstück angeht ziemliche Versager und so blieb mir nur wieder übrig ein japanisches Mittagsmenu zu kaufen, dass hier so gut wie alle kaufen. Das dies allerdings kalt war und scheinbar auch so verzehrt wird, begriff ich erst später. Um nicht zum Gespött zu werden, dass ich kalten Reis esse, wartete ich bis ich einen Japaner enddeckte, der dies ebenfalls in dieser Weise aß.
Im Zug war es endlich soweit und alle (wirklich alle!) packten ihr gekauften Mittagessen aus. Ich riss die Schachtel auf und gabelte vielmehr "stäbchelte" kalten Reis, kaltes paniertes Hühnchen mit kalter Soja-Soße runter. Dafür das es kalt war, war es echt sehr gut. Den Rest der Zugfahrt konnte ich also mit gefülltem Magen genießen. Dort versuchte ich dann im Bordshop etwas zu lesen und ich muss sagen, die Japaner haben die geilsten Sachen. Man beachte das kleine Anzug-Männchen unten rechts in der Ecke. :-)
Nach 1 Std Zugfahrt und vielen Lachern und genauso vielen Blicken japanischer Mitreisenden, erreichten wir Utsonomiya, wo ich dann umsteigen musste. Dort traf ich dann prompt auf einen netten Franzosen (die gibt es wirklich!), der den gleichen Weg nahm. Ich frag mich warum die in ihrem eigenen Land immer so unfreundlich sind, besonders wenn man sagt dass man aus Deutschland kommt. Hier war der alleinreisende Pierre (so nenn ich ihn jetzt mal, hab seinen Namen nämlich wieder vergessen) sichtlich erfreut jemanden aus der "Heimat", vielmehr aus Europa zu treffen. Die Zugfahrt dauerte 25 Minuten und genauso lange dauerte die deutsch-französische Freundschaft in der JR-Nikko-Line, bis ich dann ausstieg und er noch weiter bis Nikko Station fuhr. An meinem Bahnhof wurde ich dann vom Herbergsvater (Mitte 30, Exil-Amerikaner, mit Japanerin verheiratet) in einem kleinen, sehr runden Toyota abgeholt und er erzählte mir etwas über die Region und das Hostel. Zu meiner Freude oder auch Entsetzen musste ich kurz darauf feststellen, dass ich einziger Gast bin. Er teilte mir mit das die 2 Frauen (!!!) gestern abgereist sind. Immerhin habe ich dann diesmal kein Schnarchen und/oder sonstige Geräusche von nervigen Ausländer um mich herum ;-) Angekommen war ich doch sehr überrascht, das Hostel ist ähnlich wie ein Ryokan ausgebaut, also heißt es als erstes Schuhe ausziehen. Nach einen kurzen Rundgang schmiss ich mich in mein Badeoutfit und sprang ersteinmal in den Fluss.
Hier ist es echt sehr idyllisch und so habe ich fast den ganzen Tag am Wasser verbracht, gelesen, gebadet, geschlafen, gegessen, getrunken usw. Den Rest des Abends habe ich dann noch mehr gelesen, Bier getrunken und meine Touren für die nächsten Tage geplant. Morgen geht es weiter nach Kyoto, Hostel ist schon gebucht. Kyoto wurde von allen als Stadt sehr empfohlen, hoffe das sich meine Vorstellungen auch erfüllen. Wenn alles Planmäßig verläuft wird erst morgens in Nikko der Tempel besichtigt und so gegen 18 Uhr dürfte ich dann in Kyoto angekommen sein. So, damit endet mein Entspannungstag und ab morgen wird es wieder stressig. Ein japanisches Sprichwort besagt: Senri no kô mo ippo yori hajimaru - Eine Reise von tausend Meilen beginnt unter deinem Fuß. (denen es heute wieder besser geht ;-) In diesem Sinne, gute Nacht!