Mittwoch, 15.09. und Donnerstag 16.09. - Seoul und Ankunft in Dubai
Mein letzter Tag beginnt wie die anderen auch - mit aufstehen. 8:01 klingelt mein Wecker. 8:10 klingelt mein Wecker erneut. Und als er dann zum dritten Mal um 8:19 klingelt, entschied ich mich doch aufzustehen. Schießlich will ich nach Seoul und schlafen kann ich heute Abend im Flieger (hoffentlich). Also raus und frühstücken. Toast und Marmelade. Schnell noch Hostel bezahlen und dann ab auf die Piste. Erstes Ziel Gyeongbokgung Palace (versucht das mal auszusprechen). Hier haben früher die Herrscher gelebt - jetzt ist es eine Touristen-Attraktion, wie vieles andere auch. Auf dem großen Vorhof findet eine Parade mit traditionellen Kleidern statt. Könnte aber auch nur ein Wachposten-Wechsel, auf jeden Fall ist es eine riesige Show und schön mit auszuschauen, wie die Menschen aussehen und wie sie sich bewegen. Dazu etwas tradionelle Musik - super Einstieg in den heutigen Tag.
Der Palast ist sehr sehr weitläufig und sehr sehr voll. Zumindest vorne, da tummeln sich hunderte von Menschen und Gruppen aller Altersklassen - von Kindergarten bis Seniorentrupps. Auf dem Areal lege ich auch meine erste Pause ein, denn nach 1 Stunde durch die Gebäude und den Park laufen, brauch ich erstmal 5 Minuten Ruhe. Auf dem Weg nach draußen komme ich an ungefähr 10 Klassen (vermutlich Kindergarten oder Grundschule) vorbei, die mich alle anschauen, als wenn sie noch nie einen großen weißen Europäer gesehen hätten. Und alle winken mir zu. Und da ich ja von Natur aus ein sehr freundlicher Mensch bin, winke ich allen zurück. So geht das dann ca. 15 Minuten lang, bis irgendwann mein Arm lahm wird und ich mir vorkomme wie die Queen bei dem vielen Winken. Dann ab auf die Hauptstrasse und vorbei an hunderten von Bussen, die die ganze Hauptstrasse entlang stehen. Durch die vielen Busse und die ganzen Kids verpasse ich meinen Weg, der mich nach Samcheongdong bringen soll und so biege ich viel zu spät nach rechts ab. In diesem Moment erschien mir dies nicht so schlimm zu sein, denn dann werde einfach durch ein anderes Viertel zurück laufen und dann dorthin. Das andere Viertel ist sehr schön, tradionelle Häuser, enge Gassen und vor allem - keine Straßenschilder mit denen ich was anfangen kann. Da es hier auch noch sehr hügelig ist, marschiere ich ca. 1 Stunde quer durch Seoul ohne zu wissen wohin mich der Weg führt. Bis ich endlich einen Anhaltspunkt habe - die Botschaft von Vietnam. Dies muss doch in meinem Plan verzeichnet sein?! Aber nein, genau diese fehlt, alle anderen sind im Plan eingezeichnet, sogar Holland ist hier eingezeichnet, aber Vietnam fehlt. Also weiterlaufen. Irgendwann erreiche ich eine Hauptstraße, die endlich auch wieder auf meinem Plan ist und jetzt merke ich erst wie weit ich gelaufen bin, nämlich viel zu weit. Aber das macht nichts, denn so habe ich das schöne Viertel gesehen und konnte mich jetzt voll auf meinen Weg durch Samcheondong konzentrieren. Hier wurden mit kleine koreanische Läden mit Souveniers und typischen Waren aus Korea versprochen. Gesehen habe ich einen Family Mart, den es hier an jeder Ecke gibt. Oder bin ich doch wieder falsch gelaufen - durch die ganzen Dings und Dongs kommt man hier ja auch völlig durcheinander, das klingt alles so gleich! Weiter gehts Richtung Cheonggyecheon-River, der vor langer Zeit von 200.00 Arbeitern künstlich durch Seoul gelegt wurde. Dieser ist ca. 3 km lang und hat einen fast geraden Verlauf. Ca. 4m unterhalb der Straßen liegt ein kleines Paradies, mitten in der City. Hier haben die Menschen früher Kleidung drin gewaschen, sind baden gegangen oder nutzen es nur als Erholungsort - so wie heute. Da ich unbedingt einen Wasserfall sehen will, der auf meiner Karte garnicht so weit aussieht, entschied ich mich dem Flussverlauf zu folgen. Nachdem ich unter ca. 10 Brücken lang gegangen bin und immer noch kein Wasserfall kam, schaute ich auf eine Hinweistafel - ich habe mal gerade den halben Weg geschafft! Und dabei laufe ich hier schon mehr als 30 Minuten am Fluss entlang. Also entschied ich umzukehren und den Wasserfall am anderen Ende zu begutachten - zurück musste ich sowieso, denn mein nächstes Ziel (ein Shopping Center) lag in der Nähe meines Ausgangspunktes. Also alles zurück - diesmal aber oberhalb ds Flusses, so kann ich mir die Gegend ein wenig anschauen. Vorbei an tradionellen Märkten mit Kleidung, Schuhen und Stoffen, vorbei an kleinen Garagengroßen Elektonik-Verkaufsstellen bis hin zu meinem Ausgangspunkt. Hier wieder runter zum Fluss und Richtung Wasserfall. Dort angekommen (dies ist gleichzeitig der Ursprung des Flusses) war ich doch schwer begeistert von der Gegend. Der Ursprung liegt in dem Hauptzentrum von Seoul - überall nur Hochhäuser von großen Banken und Konzernen.
Darum sitzen hier wohl auch so viele Anzugträger. Gerade als ich weitergehen wollte, hörte ich eine Englische Stimme mit stark koreanischen Akzent - und tatsächlich, da stand jemand, der mit mir kommunizieren wollte. Und so kamen die geschätze 1,60 große Koreanerin namens Jin-Jeon (oder einfach nur Jin) und ich ins Gespäch. Auf die Frage was ich heute noch vor habe, erzählte ich ihr von meinem Plan. Da sie gerade mit dem Studium fertig ist und hier aktuell versucht die Zeit etwas tot zu schlagen, fragt sie ob sie mich begleiten darf. Klar, was besseres kann mir doch garnicht passieren - nettes Mädel aus Seoul zeigt mir ihre Stadt. Und so gehen meine persönliche Reiseführerin und ich quer durch Seoul und sie erzählt mir zu allem etwas. Auf einem Markt darf ich dann alle möglichen Sachen probieren, Lebensmittel die ich selbst nie im Leben gegessen hätte. Wer will schon irgendeine frittierte Wurzel essen? An einem Fleischstand finde ich aber endlich was, was ich mir dann auch hole: mariniertes Hähnchen am Spieß. Sie hat irgendwas mit Nudeln und Fleisch am Spieß gegessen - was aber sehr spicy war! Vorerst gesättigt von frittierter Wurzel, eingelegtem Kohl, allerhand Süßigkeiten und dem echt saugeilen Fleischspieß machten wir eine Pause und quatschen etwas über das Leben in Korea und in Deutschland. Ihr Englisch ist zum Glück sehr gut und so wurde dies eine sehr interessante Unterhaltung. Sie sagte u.a das sie in Korea 25 Jahre ist, in Europa aber erst 24 Jahre. Die Koreaner zählen immer ein Jahr mehr, die kommen quasi mit 1 auf die Welt und nach einem Jahr sind die schon 2. Die spinnen die Koreaner! ;-) Der nächste Weg führt uns vorbei an der ältesten katholischen Kirche in Seoul hin zur Shopping Mall. Da aber auch hier die Preise sich von denen in Deutschland nicht unterscheiden und da ich mir dann lieber noch Seoul mit meiner neuen Freundin anschaue, verlassen wir auch relativ schnell wieder den Department Store und nehmen Kurs Richtung N Seoul Tower. Jetzt gibt es 2 Möglichkeiten - entweder Bus oder Seilbahn. Ich entscheide das wir den Bus nehmen und so quält sich der vollbesetzte Bus den Berg hoch bis zum Tower. Da ich ganz Gentleman bin und sowieso noch zuviel koreanische WON habe, lade ich sie selbstverständlich ein - sie war das letzte Mal vor 22 Jahren dort, somit ist es für sie so ähnlich wie für mich.
(Ich mit dem Masskottchen Haechi von Seoul vor dem Tower)
Der Tower liegt auf einen Hügel, naja man könnte sagen Berg, umgeben von Wäldern mitten in Seoul und so hat man einen 360° Blick auf die ganze Stadt.
Soweit man schauen kann - überall Seoul. Auch hier erklärt sie mir wieder einige Sachen und so sehe ich das höchste Gebäude, das "Weiße Haus" vom Koreanischen Präsidenten, den Palast von heute Morgen, ihr Viertel und vieles mehr. Wieder unten angekommen gehen wir zu einer ganz speziellen Ecke - hier sind rundherum am Geländer hunderte - ach, was sag ich - tausende Vorhängeschlösser mit Namen und Wünschen drauf. Sie erklärt mir, dass Menschen hier ihren Wunsch auf ein Schloss schreiben oder manchmal auch den Tag der Hochzeit oder die Geburt des Kindes und dann festketten. So ne Art Wünschelbrunnen, nur anders. Aber schon interessant was die Leute hier so auf die inzwischen sehr verrosteten schlösser geschrieben haben.
Da es inzwischen schon 18:00 Uhr ist und ich in 2 Stunden Richtung Flighafen muss, fahren wir mit dem Bus wieder zur Subway, die mich dann zum Hostel bringen soll. Es ist sehr schade, dass ich sie nicht gestern kennengelernt habe, denn so hätte sie mir noch das Nachtleben von Seoul gezeigt. Also Verabschiedung, Foto, eMail Austausch und ab in die Subway. Im Hostel wurden dann nur noch meine Sachen gepackt und mich von meinem deutschen Freund verabschiedet. Auf dem Weg zum Airport Shuttle tranken wir dann noch gemütlich ein Bye-BYe-Bierchen. Der Bus braucht ca. 1 Stunde bis Incheon Intl. Einchecken, Sitzplatz am Notausgang mit viel Beinfreiheit reserviert und was nun? Noch knapp 1 1/2 Stunden und hier hat alles zu - klar, es ist ja auch inzwischen 22:15 Uhr. Also kann ich nur anfangen meinen Blog zu schreiben. Sitz 80B im größten Passagierflugzeug der Welt, dem A380 gehört mir - neben mir ein Koreaner, der die englische Sprache auf seine eigene Art und Weise interpretiert. Der Flug ging schnell vorbei - Film, Essen, 1. Schlafversuch, anderer Film, 2. Schlafversuch, Frühstück und dann landet der A380 sicher nach 7.242 km auf Dubai Intl. Zeitverschiebung bis hierher: 5 Stunden. Uhr zurückstellen von 9:30 auf 4:30 - also noch mitten in der Nacht. Da es aber viel zu früh für Hotel einchecken ist, verbringe ich meine Zeit aktuell in der Ankunftshalle, schreibe meinen letzten Eintrag und werde wahrscheinlich hier irgendwann auf dem Fussboden einschlafen. Ortzeit: 6:00 Uhr. Mal schauen wann ich mich Richtung Hotel aufmache.
Damit endet mein Blog und ich hoffe es hat euch Spaß gemacht mir durch Japan und Südkorea zu folgen. Mir hat es auf jeden Fall viel Spaß gemacht zu lesen und bin froh das ich auch regelmäßige Leser hatte. Vielen Dank dafür. Ansonsten freu ich mich euch alle ab Sonntag wieder in Deutschland zu sehen.
Bis dahin werde ich aber erst einmal den Bimbam baumeln lassen und ordentlich relaxen.
Gruß aus dem ca. 30° warmen Dubai um 6:00 Uhr morgens.
Oli
Dienstag, 14.09. - Seoul und Nordkoreanische Grenze
Vorletzter Tag in Südkorea - vorletztes Mal eine Mitteilung von mir, danach ist der Blog zuende, denn aus Dubai gibt es nichts berichten, außer - liege am Strand und habe Sonnenbrand ;-). Aber noch ist es nicht soweit und so ist ersteinmal in Korea ausschlafen angesagt - soweit dies möglich ist. Aufgrund der nicht so guten Bettverhältnisse (kleines Kopfkissen, miese Decke und allein) schlafe ich doch nicht allzu gut. 9:00 Uhr Frühstück mit angeblich selbstgemachten Brot, welches sich später als Toast vom Supermarkt entpuppen sollte. Aber ok, Toast und Marmelade sind als Frühstück akzeptabel, dazu etwas frisch gemachte Bananenmilch und Spiegelei. Aber für umgerechnet 16,00 Euro pro Nacht, ist dies hier in Ordnung, Während wir genüsslich essen, erzählt und die Hostel-Koreanerin etwas über Seoul und was hier wirklich sehenswert ist und so stell ich mir einen Plan zusammen was ich alles sehen will - aber erst morgen, heute gehts ersteinmal mit meinem deutschen Freund in die DMZ. Die DMZ ist die demilitarisierte Zone - u.a. auch bekannt als der 38. Breitengrad, die 4km breite Grenze die Korea in Norden und Süden teilt. Es werden von Seoul aus Touri-Reisen direkt an die Nordkoreanische Grenze angeboten und in das nördlichste Dorf der DMZ - Panmunjeom -, dass von der UN beaufsichtigt wird (hier wohnen ca. 450 Menschen abgeschirmt vom Rest der Welt und Koreaner haben hier keinen Zutritt!). Klingt interessant, aber da der Preis sehr hoch ist und wir lieber unabhängig sind, reisen wir auf eigene Faust bis an die Grenze. Also rein in den Zug und ca. 1 Stunde und 52 km später sind wir im letzten südkoreanischen Dorf vor der DMZ. In die DMZ kommen wir leider nicht mehr rein, da wir hier scheinbar zu spät sind. Wir verpassen einen der 4 Infiltration Tunnel, welcher von Nordkorea gegraben wurde, um in Kürze mehr als 10.000 bewaffnete Soldaten unbemerkt nach Südkorea zu bringen. Inzwischen wurden 4 solcher Tunnel entdeckt und geschlossen - diese sind heute als Touri von Südkorea aus zu begehen. Aber egal, wir können von hier aus direkt die Grenzposten sehen und haben einen super Blick auf die DMZ. Südkorea hat hier einen richtigen Vergnügungspark aufgebaut, mit Achterbahn, Karussellen und sonstigen Fahrgeräten. Ein großes Gebäude mit Restaurants und Fan-Shops sind ebenfalls selbstverständlich wie Memorials, die an den Koreakrieg erinnern. Hier steht auch die "Bridge of Freedom" auf der nach dem Koreakrieg 1953 Gefangene und Soldaten zwischen Nord- und Südkorea bis in die 70er ausgetauscht wurden. Diese Brücke ist erst seit kurzem für Fussgänger begehbar - und es ist doch etwas bewegendes über so eine historische Brück unmittelbar in der nähe des sogeannten "Schurkenstaates" zu gehen.
Man steht hier quasi direkt an der Landesgrenze von Südkorea, einem hohen Zaun mit Stacheldraht und bewaffneten Wachposten. Überall sind hier bewaffnete Soldaten, ich weiß nicht ob man sich jetzt sicherer oder unsicherer dadurch fühlen soll. Zumindest ist das Gefühl schon komisch, denn man steht an der Grenze zwischen 2 Ländern die irgendwie noch immer im Krieg sind. Zu Fuß kommen wir leider hier nicht weiter, es gibt nur eine Bahnverbindung rüber, die aber leider zurzeit nicht für uns offen ist.
(Im vorderen Hintergrund (?) die Bridge of Freedom, danach kommt direkt der hohe Stacheldraht-Zaun und hinter der Eisenbahnbrücke über den Fluss beginnt die DMZ)
Nach einen kurzen Snack geht es zum Odusan Observatorim, von wo aus man direkt nach Nordkorea schauen kann um dort Bauern bei der Arbeit zuzusehen. 2 Bahnstationen und eine lange Taxifahrt später sind wir auf einem Berg mit dem Observatorium angekommen. Von hier aus hat man einen echt schönen Blick auf die Grenzposten Südkoreas, die DMZ, den Fluss Imjingang und die Grenzposten Nordkoreas, die von diesen Ort mal gerade 3,2 km Luftlinie entfernt sind.
(Vordergrund: Südkoreanischer Grenzposten, das Land im Hintergrund ist Nordkorea)
Leider steht die Sonne aktuell sehr tief und so kann man nicht alles erkennen - aber mit einem Fernglas geht es schon und so kann man zumindest einzelne Wachposten erkennen. In dem Observatorium gibt es auch eine Austellung, die das Leben in Nordkorea zeigt. Hier sind Sachen ausgestellt, was die Menschen dort für Kleidung haben, für Essen kaufen, wie der Schulalltag aussieht und wie die Beziehungen zwischen den beiden Staaten sind und was es in den letzten Jahren für "Zwischenfälle" gab. Anschließend kann man noch Nordkoreanische Artikel kaufen, was wir aber nicht taten. Zurück auf dem Dach um nochmal einen letzten Blick auf Nordkorea zu werfen, fallen plötzlich Schüsse! Mehrere, immer hintereinander aus der Richtung der Nordkoreanischen Grenze. Da aber kein Südkoreaner schreckhaft reagiert, scheint dies wohl normal zu sein und man erklärt uns dann, dass dies Übungs-Manöver der Nordkoreaner sind, die wohl direkt an der Grenze Schießübungen machen. Die Schüsse sind so laut und klar - logisch, sind ja nur ein paar Kilometer Luftlinie entfernt, bei absolut freier Sicht. Daraufhin wurde ein Taxi zurück zum Bahnhof und von dort die Bahn nach Seoul genommen. Ziel: Seoul World Cup Stadion. Das Stadion können wir aufgrund der fortgeschrittenen Zeit leider nicht besichtigen, aber einen Eindruck von außen können wir uns schon machen.
Hier gibt es neben den normalen Geschäften, wie Souvenier-Shops und Ticktetshops auch einen riesigen Supermarkt, mehrere Kinos und eine große Fressmeile - alles im Stadionkomplex. Einmal rund ums Stadion und dann mit der Subway zurück zum Hostel. Da es inzwischen kurz vor 20:00 Uhr war, bekamen wir beide noch Hunger und holten uns bei einem Strassenhändler jeweils ein schönes, hoffentlich auch frisches Hähnchen. Aber wie ich die hier kenne, ist das Hühnchen heute Mittag noch fröhlich in der Sonne spaziert und landet Stunden später knusprig gebraten in meinem Magen. Es war echt lecker. Da hier im Hostel leider absolutes Alkoholverbot ist (Aber Bier ist doch kein Alkohol!) mussten wir unser Feierabend-Bier unterwegs trinken. Jetzt noch zum letzten Mal meine Kleidung waschen (bin ich froh und hoffentlich wird die bis morgen noch trocken?) und dann wird bei einer leckeren Coke Zero und Chips vom Vor-Vortag der Abend genossen. Kein Regen und noch angenehme und geschätzte 24° C. Mit dem Wetter hatte ich bisher echt immer ganz viel Glück - immer wenn ich kam, kam die Sonne auch mit. Also, dann sage ich auch zum vorletzten Mal: Viele Grüße aus dem schönen Seoul in meine wolkenverhangene Heimat - bald habt ihr mich alle wieder ;-)) !
Montag, 13.09. - Busan und Abfahrt nach Seoul
Froh über die gestrige Entscheidung, doch ein Hotel zu nehmen, wache ich in meinem großen Bett mit 2 schönen großen Kopfkissen und einer schönen großen Bettdecke auf. Was für eine Nacht, so gut geschlafen habe ich lange nicht mehr. Es macht doch einiges aus in einem vernünftigen Bett, mit vernünftigen Schlafutensilien zu übernachten. Wir haben uns um 9:30 zum frühstücken verabredet, denn laut der gestrigen Aussage des doch sehr begrenzt Englisch-sprechenden Hotelangestellten sollte es Frühstück bis 12:00 geben. Leider war um 9:00 Uhr aber alles vorbei. Verpasst haben wir ein Amerikanisches Frühstück: trockene Kekse und Kaffee bis zum abwinken. Da wir aber Hunger haben sind wir ganz dekadent mit dem Taxi zu einer Bäckerei gefahren. Kostenpunkt 2.200 WON, das sind ca. 1,60 Eur. Nach getätigtem Einkauf ging es für den gleichen Preis zurück zum Hotel. Frühstücken auf dem Balkon bei herrlichem Sonnenschein und super Ausblick. So verbrachten wir dann die nächste Stunde, bevor wir uns gegen 12:00 Uhr bereit zum auschecken machten. Taxi zu Busan Station und dann erstmal für den nächsten KTX (Hochgeschwindigkeitszug in Korea, ähnlich Shinkansen oder ICE) Richtung Seoul 2 Sitzplätze reserviert. Unseren japanischen Freund haben wir in Busan "zurückgelassen", er wollte sich noch die Stadt genauer anschauen, bevor es ihn nach Seoul treibt. Er will aber auf seiner Weltreise auch in Deutschland vorbeikommen und hat versprochen sich dann zu melden. Bin mal gespannt, ob ich dann im März/April nächsten Jahres von ihm höre. Pünktlich 14:00 Uhr Abfahrt des KTX und dieser brachte uns mit Höchstgeschwindigkeiten von 305 km/h in knapp 3 Stunden einmal quer durchs Land nach Seoul. Der Zug hatte 16 Cars und er war fast restlos ausgebucht, aber wir mussten natürlich hinter der einzig deutsch-sprechenden und verstehenden Koreanerin sitzen, die unsere, dann doch nicht immer ganz normalen und jugendfreien Gespäche, aufmerksam verfolgt hat. Irgendwann sprach sie uns dann auf deutsch an - sie studierte in Lübeck und kann etwas deutsch. Nach kurzen Gesprächen mit ihr auf deutsch steig sie dann aber schon an der nächten Haltestelle aus und so konnten wir unsere Gespräche weiterführen - denn noch einen deutsch-sprechenden Koreaner in der Nähe von uns zu haben, wäre echt zu großer Zufall gewesen. Dafür das ich mich den ganzen Tag noch nicht wirklich bewegt habe, bin ich aber auf einmal sehr müde. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich dann doch irgendwann in dem Zug schon wieder eingeschlafen bin. Diesmal hatte ich aber jemanden dabei, der mich pünklich geweckt hat. Hier habe ich schließlich keinen RailPass und müsste so die Rückfahrt wieder ganz normal bezahlen. In Seoul angekommen, wird erstmal das Hostel aufgesucht, um den Rucksack loszuwerden. Also Subway, 1x umsteigen, 5 Min Fussmarsch und schon gefunden. Das ging diesmal sehr einfach. Das Hostel an sich ist ganz ok, allerdings muss ich sagen, dass die japanischen Hostel besser waren - und zwar alle in denen ich war. Aber ich werde sowieso die meiste Zeit unterwegs sein. Komisch finde ich das man hier auf dem kleinen Klo auch gleichzeitig duschen muss?! Also etwas gewöhnungsbedürftig. Dann wurde ersteinmal das Viertel unsicher gemacht. Zwei Deutsche in Seoul. Vorbei an allerhand Läden und Restaurants haben wir dann auch direkt ein Restaurant gefunden, wo wir dann heute Abend dinieren werden. Da es aber noch zu früh war, ersteinmal zurück ins Hostel - fertig machen für den Abend. Als es dann soweit war und wir vor dem gewünschten Restaurant standen, war dieses überfüllt und der Kellner zeigte und freundlich aber doch bestimmt, dass hier kein Platz mehr ist. Naja, dann eben weiter schauen. Noch ein paar Querstrassen und dann war dort ein ganzes Vergnügungsviertel - mit Bars, Restaurants, Geschäften und allem was dazu gehört.
Dort fanden wir dann auch einen sehr schönen Laden, der uns zusagte. Fleisch- und Beilagen-Flat-Rate für 9.900 WON. Das ist ok. Machen musste man sich das Fleisch und alles drum herum allerdings selber, was aber richtig Spaß machte. Und so verbrachten wir zu zweit den Abend bei Fleisch, eingelegtem Kohl, irgendeinem komischen grünen Gemüse das mir echt fantastisch geschmeckt hat und viel Bier. Zum ersten Mal, dass es keinen Reis dabei gibt. Das ist dann doch etwas ungewöhnlich.
Gesättigt flanieren wir dann noch etwas durch die Strassen, die für einen Montag Abend um 23:00 echt gut gefüllt sind, bis wir Papp-satt ins Hostel zurückkamen. Fertig machen und ab ins Bett. Morgen hab ich viel vor. Noch 2 Tage bis Abflug - die müssen genutzt werden um Seoul zu entdecken.
Samstag 11.09. und Sonntag 12.09. - Abfahrt nach Südkorea und Ankunft in Busan
Aufwachen in Japan. Zum letzten Mal. Nagasaki lasse ich relativ schnell im Zug hinter mir, bevor ich gegen 14:00 Uhr in Shimonoseki eintreffe, von wo aus ich die Fähre Richtung Busan nehmen werde. Abfahrt der Fähre ist 19:00 Uhr, einchecken bis spätenstens 17:30, also noch 3 Stunden. Was tun? Shimonoseki ist jetzt auch nicht so berauschend, dass man hier Stunden verbringen kann, also entschied ich mich was zu essen und dann Richtung Hafen zu gehen. 15:15 ist eingecheckt. Ich war wohl der erste, denn es ist noch kein Mensch hier - abgesehen von den netten Schalterdamen. Jetzt ist warten angesagt. Gerade als ich mein Buch rausholen will, höre ich eine vertraute Sprache - ein Deutscher nähert sich mir, der ebenfalls die Fähre nimmt. Perfekt. Als dann 15 Minuten später noch ein deutsches Mädel zu uns stößt, haben sich die 3 einzigen Deutschen gefunden. Und alle 3 viel zu früh ... doch durch die Dreisamkeit vergeht die Zeit wie im Flug bis zum boarden. Also den japanischen Grenzbeamten auf Wiedersehen sagen und ab auf die Fähre. Ankunftzeit 8:00 Uhr am nächsten Morgen. Komisch, die soll doch nur 8 Stunden fahren, was passiert mit den restlichen 5 Stunden? Also erstmal ablegen, leider verabschiedet sich keiner von uns am Ufer und winkt ... aber das ist eben nur eine Fähre und kein Kreuzfahrtschiff.
Aber trotzdem ist es schön bei einsetzender Dunkelheit abzulegen und die beleuchtete "Skyline" zu sehen - fehlt nur noch Titanic Musik... Das Zimmer ist in der 2. Klasse und für 10 Personen (japanischer Größe) ausgelegt. Zum Glück war die Fähre aber wohl nicht ausgebucht und so hatten wir zu 4. das Zimmer, 2 Japaner und eben wir 2 Deutsche. Mal abgesehen von den doch recht wiederlichen Wolldecken und den kleinen schwarzen "Lederkopfkissen" ist es eigentlich ganz bequem.
(hinten in der Ecke unterm Fernseher ist mein "Bett")
Es dauert eine Stunde bis wir aus dem Hafen sind und inzwischen ist es auch komplett dunkel geworden. Aber der Wind auf See ist recht angenehm. Bevor es dann zum Essen geht, geht es noch ins Bad. Dies ist mein erstes und auch wahrscheinlich letztes typisch japanisches Bad, sowas hatten die in den Hostel nicht. Man setzt sich auf Plastikhocker nebeneinander und wäscht sich gründlich. Dann wird abgespült und ohne Schaum geht es dann ins kochenheiße Sammelbecken... oh mann... das tut GUT! Wieder raus und kalt abspülen. Zurück im Zimmer noch ordentlich anziehen und dann werden die letzten Yen in Bier und Essen investiert. Als wir anschließend einen Verdauungsspaziergang auf dem Schiff drehten, merkten wir, dass wir auf offener See standen. Einfach so. So erklärt sich also die lange Fahrtzeit - wir stehen einfach 5 Stunden in der Gegend rum. Warum? Keine Ahnung, wenn ich das wüsste... So gegen Mitternacht gehts dann auf die Matten mit Ekel-Wolldecken und Lederkopfkissen. Da ich aber auf diesen bestimmt nicht schlafen kann, wurden meine Shirts und Hosen als Kopfkissen zweckentfremdet. So muss es eben auch eine Nacht gehen. Irgendwann nachts sind wir dann weitergefahren, und es schaukelte doch schon etwas. Morgens um 7:00 Uhr wird man durch laute Lautsprecherdurchsagen geweckt. Da es japanisch und/oder koreanisch war hab ich nichts verstanden, aber man sollte wohl aufstehen und sich langsam bereit für den Eintritt nach Südkorea machen. Busan ist an dem Morgen noch sehr wolkenverhangen und es regnet leicht. Die Koreaner lassen mich dann relativ schnell und ohne Probleme in ihr Land. Da wir uns inzwischen mit Yota (21-jähriger Japaner aus unserem Zimmer) gut verstehen, entscheidet sich dieser sich unserem Weg anzuschließen und mit uns ins gebuchte Hostel zu gehen. Mädel verabschieden, die ein anderes Hostel gebucht hat, Geld holen (diesmal heb ich 100.000 WON ab, sicher ist sicher ;-) und dann ab zum Taxi - laut Internet-Info ist das Hostel knapp 5 Autominuten entfernt. Problem Nr. 1: Der Taxifahrer kann kein Englisch. Problem Nr. 2: Wir kein Koreanisch, auch Yota nicht. Problem Nr. 3: er Kennt weder das Hostel noch die Straße. Also fährt er uns quer durchs Viertel zur Subway-Station, die dem Hostel am nächsten liegt. Von dort aus werden wir den Weg schon finden, aber dann Problem Nr. 4: Wir haben es nicht gefunden. Nach 1 Stunde laufen mit vollem Marschgepäck und fragen von jedem Passanten (von denen keiner Englisch oder Japanisch sprach) fanden wir einen offenen Supermarkt. Im Gegensatz zu Japan haben hier Sonntags die meisten, also eigentlich fast alle Geschäfte, geschlossen.
Die Supermarkt Frau kann - wie sollte es auch anders sein - kein Englisch und so fragen wir nach einem Internet Cafe. Problem Nr. 5: Sie kennt noch nicht einmal das! Nach langem hin und her und zeigen von Computer, nonverbaler Darstellung vom Internet und Wi-Fi (was auch für uns nicht einfach war), hat sie es scheinbar verstanden und sagte uns den Weg zum nächsten PC-Room. So heißt das hier also: PC-Room, nicht Internet-Cafe, so wie auf dem verdammten Rest der Welt! Darauf muss man auch mal kommen. Der PC-Room ist ganz in der Nähe und dort schauen wir uns die Karte nochmal im Internet an und das Hostel ist nur 1 Querstraße entfernt. Wir sind sogar schon ganz knapp vorbeigelaufen... Klasse. Im Hostel angekommen (nach inzwischen 1 1/2 Stunden) der absolute Schock! Das ist voll die versiffte Hinterhofbude. Wir mussten den Besitzer, der scheinbar die letzte Nacht ordentlich gefeiert hat oder immer noch besoffen oder bekifft war, ersteinmal um 11:00 Uhr wecken. Dreckig und unaufgeräumt sind nur 2 Sachen, die uns sofort aufgefallen sind, so stand das wirklich nicht im Internet! Stimmung auf dem Tiefpunkt bei uns. Nachdem dann aus den Zimmern noch andere, wohl stark alkoholisierte Menschen kamen, gab es den Mehrheitsentscheid (3:0) gegen das Dortbleiben. Nach kurzer Ansage das wir wieder gehen (ob er es überhaupt registriert hat das wir da waren?), suchten wir den PC-Room erneut auf. Booking.com aufrufen und einfach mal ein Hotelzimmer gebucht - nicht noch ein Flop mit einem Hostel. Diesmal Glück gehabt. Zimmer günstig, sauber, schöner Meer-Blick und vor allem mal ein ganzer Raum nur für mich!
Nach duschen und ausruhen ging es so gegen 14:00 Uhr zum Strand. Das Wetter war inzwischen perfekt, das Wasser super angenehm und so spielten 3 Erwachsene Männer im Wasser und sprangen über Wellen (die im übrigen Meterhoch waren), als wenn wir alle nochmal 10 Jahre alt wären. Es war absolut fantasisch. Ein kurzer Strandabschnitt mitten in der Stadt und im Hintergrund schöne Hochhäuser. Das ist ein Feeling... So verbrachten wir dann die nächsten 2 Stunden und jetzt waren wir auch mental in Busan angekommen und froh das Hotel gewechselt zu haben!
Aufgrund des dann doch sehr sandigen Gefühls ging es vorm Abendessen nochmal zurück ins Hotel - erneut duschen. Nach einer kurzen Siesta trafen wir uns wieder und suchten ein Restaurant. Garnicht so einfach hier. Hier sind zwar viele Restaurants, die frischen Fisch haben, aber ich kann es nicht sehen, wenn dieser eben noch im Aquarium schwamm, mehr oder weniger vor dir getötet wird und dann heiß und dampfend aus der Küche kommt. Also nahmen wir ein Restaurant das die Fische nicht vor deinen Augen tötet, sondern wahrscheinlich im Hinterzimmer. Auch nicht besser, aber wir hatten eben Hunger und außer Fischreaturants gibt es hier nichts... Aber das Essen war super. Zum Glück kannte unser japanischer Freund die meisten Sachen, so dass er uns erklären konnte, was wir da eigentlich essen. Fisch, Egg-Roll mit undefinierbarem Inhalt, Reis, verschiedene Gemüse mit verschiedenen Soßen und alles schon was schärfer - so mögen das die Koreaner.
Anschließend noch am Strand ein Eis geschlabbert und die fabelhafte Aussicht und das absolut genieale Wetter genossen - ein gelungener Abend. Jetzt sitze ich auf meinem Balkon, schaue aufs Meer hinaus, höre dem Rauschen des Meeres zu, bewundere eine schöne Brücke die ständig regenbogenmäßig die Farben wechselt, trinke das ein oder andere koreanische Bier (das hier billiger ist) und schreibe diese Zeilen um 23:45 Uhr Ortszeit. Gleich werde ich noch ein schönes, langes, heißes Bad nehmen ...
Morgen früh gehts nach Seoul, meine letzte Station bevor ich in Dubai nur noch die Beine hochlege. Mein erster Eindruck von Korea ist allerdings schlechter als mein erster von Japan - Korea ist dreckig, sehr dreckig. Müll auf den Straßen, nicht die sympatischsten Leute und irgendwie fühle ich mich hier nicht so wohl wie in Japan. Aber vielleicht kommt das noch - aber erst morgen, in Seoul.
jack_1981 am 12. September 10
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Abreisetag. Fazit: Japan, du hast mir viel Spaß gemacht!
2 Wochen Japan sind heute Nachmittag rum, man wie schnell die Zeit hier vergeht. Zeit also ein Fazit über das Land und dem größten Teil meiner Reise zu ziehen. Beginnen möchte ich mit den Worten des Literaturnobelpreisträgers Saul Bellow: "Hier habe ich gefunden, was ich zu finden hoffte - menschliches Maß, Ruhe und Schönheit". Dem kann ich so nichts mehr hinzufügen. Schon bei meiner Ankunft habe ich bemerkt, dass die Menschen alle hilfsbereit und freundlich sind. Japaner sind auch sehr diszipliniert - keiner drängelt, alle stellen sich schön in der Reihe an, kein lautes Wort und keine Aggressivität, in den Zügen ist es absolut ruhig, keiner telefoniert laut oder hört laut Musik (daher schlafen dort auch alle, weil es so ruhig ist). Hier wird einem auch immer weitergeholfen, habe das mehrfach erlebt, sogar von Leuten, die noch nicht einmal Englisch sprechen. Die haben es dann mit Händen und Füßen versucht. Dafür liebe ich dieses Land. Auch die Ernährung ist hier ein Fall für sich - viel Suppe, viel Fisch, viel Nudeln und vor allem viel viel Reis. Und natürlich alles schön mit Stäbchen essen. Es gab viel was gut geschmeckt hat, andere Sachen waren jedoch sehr gewöhnungsbedürftig! Vor allem habe ich auch gelernt das es in Japan bei McDonalds keinen Reis gibt. Aber es waren nicht nur die Leute und das Essen, auch die Landschaft - hier hat man High-Tech neben jahrhunderte alten Tempeln, Hochhäuser neben kleinen dunklen Gassen mit kleinen dunklen Häusern. Schönste Parks und Uferpromenaden, da sogut wie jede Stadt am Meer oder mindestens an einem Fluss liegt. Die Straßen sind absolut sicher und hier wirft keiner seinen Müll einfach auf die Straße, und wenn doch, kehrt es jemand anderes sofort weg. Die Japaner pflegen auch ihre Traditionen, sind sehr gläubig aber teilweise ist es mir noch nicht klar geworden, warum sie das machen, was sie eben so machen, aber es wird einen Sinn haben - zumindest für die Japaner. Aber ich glaube um Japan richtig verstehen zu können, muss man wesentlich mehr Zeit in diesem Land verbringen als nur 2 Wochen. Schließlich trifft man hier auf eine völlig andere Kultur und Religion. Auf der anderen Seite ist Japan aber auch sehr teuer, sehr voll (gerade in Tokio waren die Bahnen brechend voll) und auch sehr verrückt. Vor allem sehr sehr verrückt! Wenn ich nicht wieder nach Hause müsste, könnte ich noch länger hier bleiben, denn ich hab bei weitem noch nicht alles gesehen und erlebt. Vor allem fehlt mir noch meine Japanerin ;-) Also, um es kurz zu sagen, ich kann es jedem nur empfehlen mal dieses Land zu bereisen. Mit dem Shinkansen ist man sehr schnell an jedem Ort in Japan und die Hostels sind mit knapp 25,00 EUR pro Nacht auch bezahlbar. Hotels und vor allem Ryokans dagegen sind schon was teurer... Aber in Hostels ist es auch viel geselliger und man trifft hier Menschen aus allen Teilen der Welt - Australier, Amerikaner, Europäer, Asiaten - nur Afrikaner habe ich keine getroffen. Nur Ende August / Anfang September würde ich keinem als Reisezeit empfehlen - es ist doch sehr heiß und dass macht einen auf die Dauer fertig. Nächstes Mal komme ich zur Kirschblüte, dann soll es hier ja auch am schönsten sein.
Das schönste an Japan war für mich Tokio - hier hat man einfach alles. Hier sieht man alles und hier kann man alles machen. Und wenn nicht, ist alles nur max. 1 Std mit dem Zug entfernt. So große Städte faszinieren mich immer wieder, gerade dieses Moderne gepaart mit Historie und alter Kultur finde ich sehr schön. Was mich allerdings am meisten bewegt hat und woran ich bestimmt noch länger denken muss, ist Hiroshima. Das war echt traurig, überwältigend und fasziniernd zugleich.
Und da ich ziemlich rumgegekommen bin, habe ich auch dementsprechend viele Fotos gemacht. Also wer Bock auf über 1.200 Fotos (keine Angst, es werden noch welche aussortiert) hat, ist jederzeit gern willkommen ;-) Natürlich werde ich dann auch noch mehr Storys zu erzählen haben, denn alles kann ich auch nicht aufschreiben, dass wäre echt zu viel. Und manches lässt sich auch leider nicht mit Worten beschreiben - man muss es einfach erlebt haben. Ich habe es und die Erinnerungen an diese Reise werden ewig halten. Es hat mir viel Spaß gemacht und ich werde Japan auch mit ein wenig Wehmut verlassen ... aber nicht ohne das Versprechen nochmal wiederzukommen!
Und ich möchte das ganze mit einem schönen japanischen Sprichwort enden lassen: Kyaku to shirasagi wa tatta ga migoto. Übersetzung: Gäste und Reiher sind am schönsten, wenn sie sich erheben - Und das werde ich tun. Erheben und gehen. Also, dann sage ich "arigato Nippon" und "Dschah mata"!
P.S. Da ich die heutige Nacht auf der Fähre nach Busan verbringen werde, gibt es den nächsten Bericht aus Südkorea erst Sonntag. Habe soeben mein Hostel in Busan gebucht, werde also dort eine Nacht bleiben.
Freitag, 10.09. - Nagasaki Teil 2 und mein letzter Abend in Japan
Heute ist mein letzter richtiger Tag in Japan. Morgen Nachmittag geht es auf die Fähre und dann heißt es "Auf Wiedersehen Japan". Also wird der letzte Tag nochmal genutzt um sich Nagaski anzuschauen. Dieses war die erste Stadt Japans, die sich dem Westen öffnete, und so findet man hier viele westliche Gebäude und Einflüsse - vor allem von Holländern. Erstes Ziel ist aber der Peace Park, denn auch Nagasaki wurde ja bekanntlich von einer Atombombe 1945 getroffen. Der Peace Park ist ein schön angelegtes Areal mit mehreren Monuments und vor allem der großen Peace Statue, die 10 Jahre nach dem Abwurf eingeweiht wurde. Der Park liegt wenige 100m vom Hypocenter entfernt. Hier stand damals das große Zentralgefängnis, von dem allerdings bis auf ein paar wenige cm-hohe Mauern, nichts mehr vorhanden ist. Der Rest ist 1945 eingestürzt und/oder verbrannt. Schnell noch ein Foto vor der "Fountain of Peace" und dann ging es weiter Richtung Hypocenter.
Im Gegensatz zu Hiroshima, wo nur ein kleiner Gedenkstein in einer Seitenstraße an den Ort des Einschlages erinnert, ist dies in Nagaski wesentlich größer. Hier steht ein großer Gedenkstein und mehrere Statuen und Tafeln die auf diesen Tag hinweisen. Direkt daran angrenzend ist das Peace Museum und eine Gedenkhalle für die Opfer. Auch hier wird im Museum auf die Vorkommnisse davor und danach eingegangen. Zudem ist eine 1:1 Nachbildung der Atombombe zu sehen und ein animiertes Modell, dass zeigt wie sich der Einschlag auf Nagasaki ausgewirkt hat. Auch hier ist es echt erschütternd, was so alles gezeigt wird. Nach so viel trauriger Geschichte ist mir erstmal nach einer Pause inkl. Essen zumute. Fahrt Richtung Hauptbahnhof, kurz den Zug für morgen reservieren, dann ab ins Restaurant. Nach der Pause ging es hoch zum Mahnmal für die 26 christlichen Missionare, die im Jahr 1597 genau an diesem Platz gekreuzigt wurden. Der Aufstieg hierhin fällt heute sehr schwer, denn es ist irre heiß und irgendwie ist Nagasaki sehr hügelig. Das hatte ich so nicht erwartet. Danach ging es wieder zur Tram, die mich dann in die Nähe von Glover Garden brachte. Bei den Fahrten habe ich immer das Gefühl das die Tram gleich aus den Schienen springt, alles rappelt und klappert. Aber scheinbar ist bisher noch nichts passiert und hoffentlich bleibt das auch noch bis mindestens morgen so. Der Park zu dem mich dieses Gefährt dann hinbrachte, ist nach dem Schotten Thomas Glover benannt, der sich Mitte des 19 Jhr hier niederließ und eine Reihe von Unternehmen gründete und unter anderem auch die erste asphaltierte Straße Japans baute. Er und seine Geschäftsfreunde haben sich auf den Hügeln, mit schönstem Blick über Nagasaki und den Hafen, die größten und schönsten westlichen Villen gebaut.
Eine von den Villen ist wohl Weltbekannt aus Madame Butterfly. Ich kann es nicht beurteilen, denn soweit reicht scheinbar meine Bildung nicht. Der Name sagt mir was, aber wo das spielt?!
Hier gibt es auch die sogeannten "Stone Hearts". Das sind 2 herzförmige Steine, die in verschiedenen Ecken des Parks eingebaut wurden und wenn man diese berührt wird man Glück in der Liebe haben. Naja, mal schauen ob es stimmt. ;-) Unterhalb des Glover Parcs steht die älteste katholische Kirche Japans, die 1864 von Franzosen erbaut wurde. Die Kirche ist echt schön und die Umgebung drum herum ist echt atemberaubend. Einen besseren Platz hätten die sich dafür nicht aussuchen können. Drinnen ist sie zwar etwas klein, aber es gibt ja auch nicht so viele Christen hier. Zudem ist diese inzwischen "nur" noch eine Touristenattraktion, besonders beliebt bei Japanern, die nicht ständig katholische Kirchen sehen.
Nachdem ich dann von den Hüglen wieder heruntergestiegen bin, war es schon Nachmittag. Nach 6 Stunden Hitze und Laufen, brauch ich dringend ne Erfrischung - also kalte Dusche und klimagekühltes Zimmer. Der Rückweg führte mich vorbei am Holland Slope und durch Chinatown. Nach einer Pause, sollte es dann gegen 18:30 weitergehen, denn es stehen noch ein paar Tempel auf meiner Liste. Allerdings habe ich nicht bedacht, dass die Tempel ja auch nicht ewig geöffnet haben und so darf ich mir diese nur von außen anschauen. Aber das ist nicht so schlimm, denn ich war schon in genug anderen drin. Es folgte ein kleiner Spaziergang duch das abendliche Nagasaki. Da ich noch ein kleines Hungergefühl hatte, steuerte ich den nächsten 7Eleven an, die auch heiße Snacks führen. Also holte ich mir 2 Fleischspieße und mein Lieblingsessen: Supermarkt-Sushi! Die Fleischspieße habe ich dann in die Nähe der Spectacles Brigde verputzt, während ich ein wenig das Treiben rund um die Brücke beobachtete. Hier ist abends echt viel los. Ständig kommen Leute und werfen Geld ins Wasser (warum weiß ich nicht, vielleicht bringt es Glück?!) oder fotografieren sich aus allen erdenklichen Positionen. Manche sitzen aber auch nur am Ufer der Brücke und genießen den Abend - so wie ich. Da es aber immernoch sehr warm war und ich nicht Lust hatte nochmal zu duschen, bin ich wieder zurück ins Hostel. Sachen packen - für morgen schonmal. Darf auf keinen Fall meinen Zug verpassen, denn sonst verpasse ich nachher noch die Fähre und das wäre seeeehr schlecht. Die Frage ist aber immernoch: Bleibe ich eine Nacht in Busan, oder fahr ich direkt durch bis Seoul? Ich weiß es immernoch nicht. Bin so unschlüssig im Moment... bis morgen früh muss ich das allerdings wissen, denn dann ist die letzte Chance ein Hostel zu reservieren, entweder für Busan oder Seoul.
So, meinen letzten Abend werde ich genießen, wie die meisten vorher auch, bei einem schönen kühlen Bierchen und meinem leckeren Sushi.
Donnerstag 09.09. - Nagasaki Teil 1
Nagasaki - dies ist mein letztes Ziel in Japan. Habe ich heute morgen entschieden. Da es gestern Abend sehr spät wurde, musste ich mein Hostel heute morgen buchen. Habe mich gestern für die Party im Hostel entschieden - die Japanerinnen haben gekocht (Gebratene Nudeln und Bällchen mit Octupus drin - beides seeeehr lecker) und die Touris haben es gegessen. Und so saßen wir da, eine Australierin, ein Slowake, ein Franzose, ein Holländer, ein Japaner der versucht Deutsch zu lernen (echt witzig!), ein Ost-Berliner, eine Norwegerin und ich. Echt Multi-Kulti. Das war der beste Abend und super lustig. Und nach ein paar Bier wurde mein Englisch richtig gut! Aber zurück zu heute: Früh morgens also Hostel gebucht und den Shinkansen Richtung Hakata genommen, wo ich dann in einen anderen Zug umsteigen musste. Hakata ist die letzte Station, die der Shinkansen anfährt, danach muss man auf andere Züge umsteigen, die wesentlich langsamer fahren, aber so hat man auch mal mehr Zeit die Umgebung zu genießen. Vorbei am Meer, Strand, Städten, Feldern, Insdustriegebieten etc., bis es heißt "We will soon arrive Nagasaki". Pünklich 14:51 Uhr Ortszeit. Das Wetter wird auch wieder besser, denn der Taifun ist Richtung Nagoya abgezogen. Glück gehabt! In Nagasaki fuhr mich dann die Tram für 120 Yen zum Hostel. Dort angekommen wird ersteinmal eingecheckt und anschließend mal alles überprüft und Mist ... ich muss wohl nochmal waschen! Aber erst in Südkorea, bis dahin reichen die Sachen gerade noch. Nachdem ich mich dann fertig gemacht habe (hier gibt es heiße Dusche erst ab 18 Uhr?! - also kalt duschen), bin ich ein wenig im Viertel rumgegangen. Hier sind 2 Einkaufspassagen, ein Fluss mit vielen Koi´s und Schildkröten drin, viele kleine Restaurants und eine Menge Tempel. Die berühmteste Sehenswürdigkeit hier ist aber die Spectacles Bridge, die so heißt, weil es so aussieht wie eine Brille (=Spectacles), wenn sich die Brücke im Wasser spiegelt. Zudem ist sie noch die älteste Steinbrücke Japans, erbaut 1634.
Dann wurde noch ein kleiner Happen gegessen und sich erstmal gemütlich an den Fluss gesetzt und die Route für den nächsten Tag geplant. Es gibt hier echt viel zu sehen, hätte ich nicht gedacht. Dann fiel mir ein Pachinko auf. Dies sind diese großen Casions, wo die Japaner wie verrückt vor den Automaten sitzen und immer weiter Geld verzocken. Also nichts wie rein - will auch Geld verzocken. Nachdem man mir erklärt hat, das der Automat nur 1.000 Yen Scheine nimmt und dafür man dann 30 "Spielchips" bekommt, habe ich sofort mein Geld gezückt und dafür Chips erhalten. In dem Casino ist es irre laut, überall klingelt es. Lange werde ich es hier nicht aushalten, denn das ist ganz schön nervig. Lange wurde es dann auch nicht, denn nachdem ich alles verzockt hatte (und nur 2x kleine Beträge gewonnen habe), hatte ich keine Lust mehr. Und nochmal Geld holen wollte ich auch nicht. Blödes Spiel!
Die Japaner lieben es, denn das Ding war rappelvoll. Da die Fahrt heute ziemlich lange und anstrengend war, entschied ich mich zurück ins Hostel zu gehen und den Abend hier bei ein paar Asahi-Bieren (meine Lieblingsmarke, besser als Sapporo oder Kirin) ausklingen zu lassen. Zudem habe ich dann auch mal Zeit meinen Aufenthalt in Busan und Seoul grob zu planen, denn damit habe ich mich noch garnicht beschäftigt. Daher gibt es heute sonst nichts weiteres zu berichten, außer das ich gleich nochmal in der Heimat anrufen werde, um zu hören ob alles in Ordnung ist (und diesmal hoffentlich jemand rangeht) und das auch jemand regelmäßig meine Fische füttert. Und da ich heute den halben Tag Zug gefahren bin und nur so da saß, gibt es hier noch ein Bild, vor ich Zug fahre und einfach nur da sitze. So, man merkt mir war doch etwas langweilig unterwegs. ;-)
Denke morgen werde ich einiges mehr zu berichten haben, denn dies wird dann mein letzter ganzer Tag und meine letzte Nacht in Japan sein... Ein bisschen traurig bin ich darüber schon, denn mir gefällt es super gut hier, aber ich freu mich auch auf das was mich in Südkorea erwartet...