Samstag 11.09. und Sonntag 12.09. - Abfahrt nach Südkorea und Ankunft in Busan
Aufwachen in Japan. Zum letzten Mal. Nagasaki lasse ich relativ schnell im Zug hinter mir, bevor ich gegen 14:00 Uhr in Shimonoseki eintreffe, von wo aus ich die Fähre Richtung Busan nehmen werde. Abfahrt der Fähre ist 19:00 Uhr, einchecken bis spätenstens 17:30, also noch 3 Stunden. Was tun? Shimonoseki ist jetzt auch nicht so berauschend, dass man hier Stunden verbringen kann, also entschied ich mich was zu essen und dann Richtung Hafen zu gehen. 15:15 ist eingecheckt. Ich war wohl der erste, denn es ist noch kein Mensch hier - abgesehen von den netten Schalterdamen. Jetzt ist warten angesagt. Gerade als ich mein Buch rausholen will, höre ich eine vertraute Sprache - ein Deutscher nähert sich mir, der ebenfalls die Fähre nimmt. Perfekt. Als dann 15 Minuten später noch ein deutsches Mädel zu uns stößt, haben sich die 3 einzigen Deutschen gefunden. Und alle 3 viel zu früh ... doch durch die Dreisamkeit vergeht die Zeit wie im Flug bis zum boarden. Also den japanischen Grenzbeamten auf Wiedersehen sagen und ab auf die Fähre. Ankunftzeit 8:00 Uhr am nächsten Morgen. Komisch, die soll doch nur 8 Stunden fahren, was passiert mit den restlichen 5 Stunden? Also erstmal ablegen, leider verabschiedet sich keiner von uns am Ufer und winkt ... aber das ist eben nur eine Fähre und kein Kreuzfahrtschiff.

Aber trotzdem ist es schön bei einsetzender Dunkelheit abzulegen und die beleuchtete "Skyline" zu sehen - fehlt nur noch Titanic Musik... Das Zimmer ist in der 2. Klasse und für 10 Personen (japanischer Größe) ausgelegt. Zum Glück war die Fähre aber wohl nicht ausgebucht und so hatten wir zu 4. das Zimmer, 2 Japaner und eben wir 2 Deutsche. Mal abgesehen von den doch recht wiederlichen Wolldecken und den kleinen schwarzen "Lederkopfkissen" ist es eigentlich ganz bequem.

(hinten in der Ecke unterm Fernseher ist mein "Bett")
Es dauert eine Stunde bis wir aus dem Hafen sind und inzwischen ist es auch komplett dunkel geworden. Aber der Wind auf See ist recht angenehm. Bevor es dann zum Essen geht, geht es noch ins Bad. Dies ist mein erstes und auch wahrscheinlich letztes typisch japanisches Bad, sowas hatten die in den Hostel nicht. Man setzt sich auf Plastikhocker nebeneinander und wäscht sich gründlich. Dann wird abgespült und ohne Schaum geht es dann ins kochenheiße Sammelbecken... oh mann... das tut GUT! Wieder raus und kalt abspülen. Zurück im Zimmer noch ordentlich anziehen und dann werden die letzten Yen in Bier und Essen investiert. Als wir anschließend einen Verdauungsspaziergang auf dem Schiff drehten, merkten wir, dass wir auf offener See standen. Einfach so. So erklärt sich also die lange Fahrtzeit - wir stehen einfach 5 Stunden in der Gegend rum. Warum? Keine Ahnung, wenn ich das wüsste... So gegen Mitternacht gehts dann auf die Matten mit Ekel-Wolldecken und Lederkopfkissen. Da ich aber auf diesen bestimmt nicht schlafen kann, wurden meine Shirts und Hosen als Kopfkissen zweckentfremdet. So muss es eben auch eine Nacht gehen. Irgendwann nachts sind wir dann weitergefahren, und es schaukelte doch schon etwas. Morgens um 7:00 Uhr wird man durch laute Lautsprecherdurchsagen geweckt. Da es japanisch und/oder koreanisch war hab ich nichts verstanden, aber man sollte wohl aufstehen und sich langsam bereit für den Eintritt nach Südkorea machen. Busan ist an dem Morgen noch sehr wolkenverhangen und es regnet leicht. Die Koreaner lassen mich dann relativ schnell und ohne Probleme in ihr Land. Da wir uns inzwischen mit Yota (21-jähriger Japaner aus unserem Zimmer) gut verstehen, entscheidet sich dieser sich unserem Weg anzuschließen und mit uns ins gebuchte Hostel zu gehen. Mädel verabschieden, die ein anderes Hostel gebucht hat, Geld holen (diesmal heb ich 100.000 WON ab, sicher ist sicher ;-) und dann ab zum Taxi - laut Internet-Info ist das Hostel knapp 5 Autominuten entfernt. Problem Nr. 1: Der Taxifahrer kann kein Englisch. Problem Nr. 2: Wir kein Koreanisch, auch Yota nicht. Problem Nr. 3: er Kennt weder das Hostel noch die Straße. Also fährt er uns quer durchs Viertel zur Subway-Station, die dem Hostel am nächsten liegt. Von dort aus werden wir den Weg schon finden, aber dann Problem Nr. 4: Wir haben es nicht gefunden. Nach 1 Stunde laufen mit vollem Marschgepäck und fragen von jedem Passanten (von denen keiner Englisch oder Japanisch sprach) fanden wir einen offenen Supermarkt. Im Gegensatz zu Japan haben hier Sonntags die meisten, also eigentlich fast alle Geschäfte, geschlossen.

Die Supermarkt Frau kann - wie sollte es auch anders sein - kein Englisch und so fragen wir nach einem Internet Cafe. Problem Nr. 5: Sie kennt noch nicht einmal das! Nach langem hin und her und zeigen von Computer, nonverbaler Darstellung vom Internet und Wi-Fi (was auch für uns nicht einfach war), hat sie es scheinbar verstanden und sagte uns den Weg zum nächsten PC-Room. So heißt das hier also: PC-Room, nicht Internet-Cafe, so wie auf dem verdammten Rest der Welt! Darauf muss man auch mal kommen. Der PC-Room ist ganz in der Nähe und dort schauen wir uns die Karte nochmal im Internet an und das Hostel ist nur 1 Querstraße entfernt. Wir sind sogar schon ganz knapp vorbeigelaufen... Klasse. Im Hostel angekommen (nach inzwischen 1 1/2 Stunden) der absolute Schock! Das ist voll die versiffte Hinterhofbude. Wir mussten den Besitzer, der scheinbar die letzte Nacht ordentlich gefeiert hat oder immer noch besoffen oder bekifft war, ersteinmal um 11:00 Uhr wecken. Dreckig und unaufgeräumt sind nur 2 Sachen, die uns sofort aufgefallen sind, so stand das wirklich nicht im Internet! Stimmung auf dem Tiefpunkt bei uns. Nachdem dann aus den Zimmern noch andere, wohl stark alkoholisierte Menschen kamen, gab es den Mehrheitsentscheid (3:0) gegen das Dortbleiben. Nach kurzer Ansage das wir wieder gehen (ob er es überhaupt registriert hat das wir da waren?), suchten wir den PC-Room erneut auf. Booking.com aufrufen und einfach mal ein Hotelzimmer gebucht - nicht noch ein Flop mit einem Hostel. Diesmal Glück gehabt. Zimmer günstig, sauber, schöner Meer-Blick und vor allem mal ein ganzer Raum nur für mich!

Nach duschen und ausruhen ging es so gegen 14:00 Uhr zum Strand. Das Wetter war inzwischen perfekt, das Wasser super angenehm und so spielten 3 Erwachsene Männer im Wasser und sprangen über Wellen (die im übrigen Meterhoch waren), als wenn wir alle nochmal 10 Jahre alt wären. Es war absolut fantasisch. Ein kurzer Strandabschnitt mitten in der Stadt und im Hintergrund schöne Hochhäuser. Das ist ein Feeling... So verbrachten wir dann die nächsten 2 Stunden und jetzt waren wir auch mental in Busan angekommen und froh das Hotel gewechselt zu haben!

Aufgrund des dann doch sehr sandigen Gefühls ging es vorm Abendessen nochmal zurück ins Hotel - erneut duschen. Nach einer kurzen Siesta trafen wir uns wieder und suchten ein Restaurant. Garnicht so einfach hier. Hier sind zwar viele Restaurants, die frischen Fisch haben, aber ich kann es nicht sehen, wenn dieser eben noch im Aquarium schwamm, mehr oder weniger vor dir getötet wird und dann heiß und dampfend aus der Küche kommt. Also nahmen wir ein Restaurant das die Fische nicht vor deinen Augen tötet, sondern wahrscheinlich im Hinterzimmer. Auch nicht besser, aber wir hatten eben Hunger und außer Fischreaturants gibt es hier nichts... Aber das Essen war super. Zum Glück kannte unser japanischer Freund die meisten Sachen, so dass er uns erklären konnte, was wir da eigentlich essen. Fisch, Egg-Roll mit undefinierbarem Inhalt, Reis, verschiedene Gemüse mit verschiedenen Soßen und alles schon was schärfer - so mögen das die Koreaner.

Anschließend noch am Strand ein Eis geschlabbert und die fabelhafte Aussicht und das absolut genieale Wetter genossen - ein gelungener Abend. Jetzt sitze ich auf meinem Balkon, schaue aufs Meer hinaus, höre dem Rauschen des Meeres zu, bewundere eine schöne Brücke die ständig regenbogenmäßig die Farben wechselt, trinke das ein oder andere koreanische Bier (das hier billiger ist) und schreibe diese Zeilen um 23:45 Uhr Ortszeit. Gleich werde ich noch ein schönes, langes, heißes Bad nehmen ...
Morgen früh gehts nach Seoul, meine letzte Station bevor ich in Dubai nur noch die Beine hochlege. Mein erster Eindruck von Korea ist allerdings schlechter als mein erster von Japan - Korea ist dreckig, sehr dreckig. Müll auf den Straßen, nicht die sympatischsten Leute und irgendwie fühle ich mich hier nicht so wohl wie in Japan. Aber vielleicht kommt das noch - aber erst morgen, in Seoul.