Donnerstag, 2. September 2010
Donnerstag 02.09. - Nikko, mehr davor und weniger mittendrin
Da ich bis 23:00 Uhr immer noch nicht wusste wo es hingeht, gab mir ein Zimmerkollege den Tipp nach Nikko zu fahren. Nikko ist bekannt für seine Tempel und liegt nördlich von Tokio, also in entgegengesetzer Richtung zu meinem eigentlichen Reiseziel. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn mit dem Shinkansen und JR-Zügen kann man innerhalb kürzester Zeit jeden Ort Japans erreichen. Somit buchte ich um ca. 1 Uhr nachts noch schnell online ein Hostel für den nächten Tag. Dieses liegt fern ab von allem und dort soll man gut entspannen können - und das wollte ich ja, entspannen. Der Zug geht um 12:20 ab Tokio, so dass ich mir morgens noch Zeit lassen konnte und ersteinmal gemütlich frühstücken wollte. Leider sind die Japaner was Frühstück angeht ziemliche Versager und so blieb mir nur wieder übrig ein japanisches Mittagsmenu zu kaufen, dass hier so gut wie alle kaufen. Das dies allerdings kalt war und scheinbar auch so verzehrt wird, begriff ich erst später. Um nicht zum Gespött zu werden, dass ich kalten Reis esse, wartete ich bis ich einen Japaner enddeckte, der dies ebenfalls in dieser Weise aß.

Im Zug war es endlich soweit und alle (wirklich alle!) packten ihr gekauften Mittagessen aus. Ich riss die Schachtel auf und gabelte vielmehr "stäbchelte" kalten Reis, kaltes paniertes Hühnchen mit kalter Soja-Soße runter. Dafür das es kalt war, war es echt sehr gut. Den Rest der Zugfahrt konnte ich also mit gefülltem Magen genießen. Dort versuchte ich dann im Bordshop etwas zu lesen und ich muss sagen, die Japaner haben die geilsten Sachen. Man beachte das kleine Anzug-Männchen unten rechts in der Ecke. :-)

Nach 1 Std Zugfahrt und vielen Lachern und genauso vielen Blicken japanischer Mitreisenden, erreichten wir Utsonomiya, wo ich dann umsteigen musste. Dort traf ich dann prompt auf einen netten Franzosen (die gibt es wirklich!), der den gleichen Weg nahm. Ich frag mich warum die in ihrem eigenen Land immer so unfreundlich sind, besonders wenn man sagt dass man aus Deutschland kommt. Hier war der alleinreisende Pierre (so nenn ich ihn jetzt mal, hab seinen Namen nämlich wieder vergessen) sichtlich erfreut jemanden aus der "Heimat", vielmehr aus Europa zu treffen. Die Zugfahrt dauerte 25 Minuten und genauso lange dauerte die deutsch-französische Freundschaft in der JR-Nikko-Line, bis ich dann ausstieg und er noch weiter bis Nikko Station fuhr. An meinem Bahnhof wurde ich dann vom Herbergsvater (Mitte 30, Exil-Amerikaner, mit Japanerin verheiratet) in einem kleinen, sehr runden Toyota abgeholt und er erzählte mir etwas über die Region und das Hostel. Zu meiner Freude oder auch Entsetzen musste ich kurz darauf feststellen, dass ich einziger Gast bin. Er teilte mir mit das die 2 Frauen (!!!) gestern abgereist sind. Immerhin habe ich dann diesmal kein Schnarchen und/oder sonstige Geräusche von nervigen Ausländer um mich herum ;-) Angekommen war ich doch sehr überrascht, das Hostel ist ähnlich wie ein Ryokan ausgebaut, also heißt es als erstes Schuhe ausziehen. Nach einen kurzen Rundgang schmiss ich mich in mein Badeoutfit und sprang ersteinmal in den Fluss.

Hier ist es echt sehr idyllisch und so habe ich fast den ganzen Tag am Wasser verbracht, gelesen, gebadet, geschlafen, gegessen, getrunken usw. Den Rest des Abends habe ich dann noch mehr gelesen, Bier getrunken und meine Touren für die nächsten Tage geplant. Morgen geht es weiter nach Kyoto, Hostel ist schon gebucht. Kyoto wurde von allen als Stadt sehr empfohlen, hoffe das sich meine Vorstellungen auch erfüllen. Wenn alles Planmäßig verläuft wird erst morgens in Nikko der Tempel besichtigt und so gegen 18 Uhr dürfte ich dann in Kyoto angekommen sein. So, damit endet mein Entspannungstag und ab morgen wird es wieder stressig. Ein japanisches Sprichwort besagt: Senri no kô mo ippo yori hajimaru - Eine Reise von tausend Meilen beginnt unter deinem Fuß. (denen es heute wieder besser geht ;-) In diesem Sinne, gute Nacht!